Der Schweizer Journalist Tom Kummer hat eine «zweite Chance vertan», in deutschsprachigen Medien wieder zu Arbeit und Brot zu gelangen. Wie der Chefredaktor der «Berliner Zeitung» (BZ), Uwe Vorkötter, in der Mittwochausgabe schreibt, habe der wegen fingierter Interviews mit Hollywood-Grössen ins Gerede geratene Journalist (unter anderen kamen Tamedias «Magazin» und das Magazin der «Süddeutschen Zeitung» zu Schaden) am Wochenende einen Artikel über Car-Künstler im Berliner Blatt gehabt - «leider haben wir erst nach der Veröffentlichung des Textes festgestellt, dass die Geschichte in grossen Teilen bereits im Jahr 1999 im Magazin der Süddeutschen Zeitung und absatzweise 1998 in der Neuen Zürcher Zeitung erschienen war», erklärt der BZ-Chefredaktor.
Vier Jahre nachdem Kummers Machenschaften vom Nachrichtenmagazin «Focus» aufgedeckt worden waren, «entschied sich die Berliner Zeitung, wie andere Medien auch, Tom Kummer eine zweite Chance zu geben. Insgesamt erschienen drei Beiträge Kummers in unserem Wochenendmagazin. Am 7. Februar 2004 schrieb er über den Schauspieler Dennis Hopper, am 19. Juni über den Hollywood-Agenten Jim Wiatt. In beiden Fällen überprüfte die Redaktion die Geschichten und vergewisserte sich, dass die beschriebenen Treffen von Dennis Hopper und Jim Wiatt mit Kummer auch tatsächlich stattgefunden haben», berichtet Vorkötter weiter.
Die BZ lege hohe Massstäbe an die Qualität ihrer Berichterstattung, sie kritisiere Fehlentwicklungen in der Gesellschaft, auch in den Medien. «Daher halten wir es für unabdingbar, eigene Fehler offen zu legen», betont der Chefredaktor weiter. «Die Veröffentlichung des jüngsten Textes von Tom Kummer war ein solcher Fehler. Der Autor hat uns vorsätzlich getäuscht. Leider versagten in diesem Fall auch unsere Sicherungsmechanismen. Selbstverständlich haben wir die Zusammenarbeit mit Tom Kummer sofort beendet.»
«Kummer, der sich darum mühte, wieder Zutritt zur deutschen Medienlandschaft zu bekommen, hätte wissen müssen, dass er unter verschärfter Beobachtung steht», kommentiert Oliver Gehrs in der Donnerstagsausgabe der «Frankfurter Rundschau» das Vorgehen des Journalisten. «Dass er es nicht merkte, zeugt von einem bemerkenswerten Realitätsverlust. Anders gesagt: Kummer scheint unverbesserlich zu sein.»
Donnerstag
03.02.2005