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Sonntag
28.09.2008

«Journalismus für Kinder wurde in letzter Zeit oft unterschätzt», hat Christian Badel, der sich mit seinem Büro Kikifax in Berlin auf die kindergerechte Vermittlung von Medieninhalten spezialisiert hat, festgestellt. Die Arbeit mit der Zielgruppe Kind unterscheide sich grundsätzlich von derjenigen für Erwachsene. «Ohne einen Gegenstand oder Sachverhalt zu verfremden, müssen die Inhalte für Kinder begreifbar und packend dargestellt werden.» Journalismus für die Kleinsten ist also keineswegs kinderleicht, sondern ein anspruchsvolles journalistisches Fachgebiet.

Ein Standardwerk zum Thema hat die deutsche Autorin Kathrin Kommerell geschrieben: Ihr Buch «Journalismus für Kinder» will vor allem mit einigen Vorurteilen in Sachen Medienarbeit für Kinder aufräumen: Laut Kommerell müssen Medieninhalte für Kinder - in Zeitungen gerne auch mal «Kids» genannt - keineswegs nur bunt, laut und immer lustig sein. Wer junge Zielgruppen medial erfolgreich ansprechen wolle, brauche profunde Kenntnisse, was sie bewegt und wie sie mit Medien umgehen.

Laut Kerstin Wälti, die beim «Bieler Tagblatt» das «Kinderblatt» redaktionell betreut, gilt es bei der Produktion von Kinderseiten einige Grundsätze zu beachten: «Die Schrift sollte leicht grösser sein als üblich, da sie für Kinder so leichter lesbar ist. Der Unterschied sollte aber nicht so gross sein, dass es ihnen gleich auffällt, dann fühlen sie sich nicht ernst genommen.» Wälti empfiehlt zudem fünf statt sechs Spalten, das gebe etwas Luft und verhindere «Bleiwüsten». Die Themenvielfalt sollte breit sein, Kinder interessieren sich eigentlich für alles, vor allem Natur, Mensch, Technik und Spielsachen etc. «Wichtig ist natürlich, dass die Sprache kindgerecht ist, das heisst eher einfach, ohne Fremdwörter, dafür mit kurzen, einfach strukturierten Sätzen. «Im `Bieler Tagblatt` sprechen wir die Kinder auch direkt an, duzen sie also und unterhalten uns so gewissermassen mit ihnen.»

Zentral für eine Kinderseite seien die Bilder: «Lieber weniger Text, dafür ein schönes Bild, das die Kinder anspricht.» Die «Kinderblatt»-Seite enthält mehrere verschieden grosse Elemente, sodass sich die Kinder ein Thema raussuchen können, also entweder nur den Basteltipp nachmachen, das Rätsel lösen, den Witz lesen oder aber auch den Haupttext studieren. «Die Kinder erhalten auch Anregungen, was sie in der Freizeit machen können. Den Koch- oder Backtipp können sie nachkochen, Bastel- und Experimentetipps sind ebenfalls zum Nachmachen gedacht.» Da Mädchen eher basteln und Jungs eher Experimente nachmachen, wechsle man diese zwei Tipps ab. Wichtig bei einer Kinderseite sei die Interaktion. «Kinder brauchen Feedback, daher schicken wir ihnen das Honorar von fünf Franken für einen veröffentlichten Witz auch mit einer selbstgeschriebenen Karte zu.» - Siehe auch: Kinderzeitungen 1: Jetzt versucht es das «Bieler Tagblatt»