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Freitag
20.01.2006

Nach dem bundesrätlichen Kommunikationsfiasko rund um die Übernahme der irischen Eircom nimmt Swisscom-Chef Jens Alder nun doch den Hut. Mitten in den Verhandlungen über einen Kauf der irischen Telekomgesellschaft Eircom wurde er Ende November vom Bundesrat zurückgepfiffen. Die Regierung und allen voran Christoph Blocher kündigten an, grosse Übernahmen im Ausland zu blockieren. Die Eircom-Aktie setzte zum Sturzflug an, Alder wurde gegenüber seinen irischen Verhandlungspartnern blossgestellt. Dies konnte der 48-Jährige nicht hinnehmen. Dies umso mehr, als dass Finanzminister Hans-Rudolf Merz noch am Vortag den Sinneswandel der Landesregierung mit keinem Wort erwähnt hatte.

Alder steht seit Ende 1999 der Swisscom als Konzernchef vor. Im Laufe seiner Karriere hat sich der 48-Jährige einen Ruf als profunder Kenner der Telekommunikation erworben. Er ist seit beinahe 20 Jahren in einer der dynamischsten Branchen tätig. Alder wurde 1957 in Horgen geboren. 1982 schloss er an der ETH Zürich mit dem Titel Diplom-Elektro-Ingenieur ab. Seine berufliche Laufbahn startete Alder anschliessend bei der damaligen Standard Telephon & Radio AG in Zürich im Sektor Optical Transmission Systems. Vier Jahre später erwarb er am renommierten französischen Institut Insead in Fontainebleau den Titel Master of Business Administration (MBA). Anschliessend arbeitete Alder für Alcatel STR Zürich und Motor-Columbus Baden.

Einen Schritt in der Karriereleiter kletterte Alder 1996 hinauf. Zurück bei Alcatel Schweiz, so der Name seines langjährigen Arbeitgebers nach einer weiteren Umbenennung, wurde er zum Generaldirektor und Leiter des Bereichs Telecom ernannt. Im April 1998 folgte der Wechsel zur Swisscom, wo Alder die Leitung des Bereiches Network Services und Wholesale übernahm und Mitglied der Geschäftsleitung wurde. Im Dezember 1999 trat er die Nachfolge von Tony Reis als Swisscom-Chef an. In der Folge hatte Alder täglich die entfesselte Dynamik in einem liberalisierten Telekommunikationsmarkt zu meistern; seine Arbeit brachte ihm viele Lorbeeren ein. So wurde er etwa im Jahre 2001 zum Unternehmer des Jahres gewählt.

Für Wirbel sorgte Alder Anfang 2002, als er für den UBS-Verwaltungsrat kandidierte. Er geriet in politischen Kreisen unter Beschuss, weil die Swisscom mehrheitlich in Staatsbesitz ist und Interessenskonflikte befürchtet wurden. Alder zog seine Kandidatur schliesslich zurück. Kritik erntete Alder auch im Zuge des Umsatzrückgangs bei der Festnetztelefonie. Er baute zahlreiche Stellen ab, obwohl der Konzern als Ganzes dank des boomenden Mobilfunks nach wie vor schöne Gewinne schrieb. Auch bei den Auslandplänen geriet Alder unter Druck. Ende April 2004 verkaufte Swisscom die deutsche Mobilfunkanbieterin debitel und setzte dabei 3,3 Mrd. Franken in den Sand. Die Übernahmeversuche von Cesky Telecom und Telekom Austria blieben erfolglos.