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Dienstag
31.03.2009

Noch-Chefredaktor Peter Hartmeier vom «Tages-Anzeiger» sagt im Interview mit dem Klein Report, wie er «seine» Zeitung nach seinem Abgang sieht. Kernaussage: Es werde keine Aufgabenteilung zwischen Markus Eisenhut und Res Strehle geben, «jeder kümmert sich auch um die Themen des anderen», da sie sich bewusst thematisch gegenseitig inspirieren möchten.

Sind Sie zufrieden mit Ihrer Nachfolgeregelung?
Peter Hartmeier: «Natürlich bin ich zufrieden: Mit Res Strehle habe ich viele Jahre intensiv zusammengearbeitet - zuerst in seiner Rolle als `Magazin`-Chef, dann als einer meiner beiden Stellvertreter. Kurz und gut: Ich kenne ihn durch und durch und freue mich deshalb, dass er nun einer meiner Nachfolger wird. Ich halte es zudem für richtig, dass neuer Einfluss von aussen in die Redaktionsführung kommt - dies ist mit Markus Eisenhut der Fall. Markus Eisenhut hat in verschiedenen Redaktionen in unterschiedlichen Positionen Erfahrungen gesammelt, die er nun als Co-Chefredaktor umsetzen kann.»

Wie sehen Sie die Aufgabenteilung von Res Strehle und Markus Eisenhut?
«Beide wollen die Führungsaufgabe ganzheitlich angehen, was ich richtig finde. Eine strikte Trennung der Aufgaben wäre nicht zielführend.»

Solche Doppelfunktionen auf der obersten Führungsebene werden aber eher als problematisch beurteilt. Was ist hier besser?
«Wir alle haben gelernt, dass man pragmatisch entscheiden muss: Es gibt Situationen, in den ein einzelner Leader die richtige Lösung darstellt, es gibt aber Problemstellungen und Führungsaufgaben, die besser durch ein sich ergänzendes Duo bewältigt werden. Beim TA haben wir eine solche Situation - und wir haben die beiden richtigen Persönlichkeiten dazu.»

Welche Problemstellungen haben die Entscheidungsfindung so in die Länge gezogen?
«Wir haben etwa so lange gebraucht, wie angekündigt worden ist: Ich habe im letzten November mitgeteilt, dass ich Mitte Jahr meine neue Rolle als Verleger (`Thurgauer Zeitung`) und VR-Präsident übernehmen werde; auf diesen Zeitpunkt hin werden meine beiden Kollegen `in charge` sein. Wir sind also voll im Zeitplan. Unser VR-Präsident Pietro Supino (Tamedia) hat die Evaluation der Chefredaktion richtigerweise zu seiner persönlichen Aufgabe gemacht. Da ich ab und zu mit ihm über meine Nachfolge diskutiert habe, weiss ich, wie gründlich er sich diesem Thema angenommen hat.»

Was verändert sich im Vergleich zur jetzigen Einzel-Führungsstruktur?
«Der `Tages-Anzeiger` wurde in der Aussenwahrnehmung durch meine Beteiligung an Fernsehdiskussionen, Moderationen und Vorträgen ziemlich stark durch mich repräsentiert. Diese Aussenwahrnehmung teilt sich jetzt auf zwei Persönlichkeiten auf. Das ist aber kein Nachteil, sondern zeigt die ganze Kompetenzbreite unserer Zeitung.»

Wird Markus Eisenhut eher titelübergreifende Managementaufgaben wahrnehmen und Res Strehle eher publizistische?
«Das glaube ich nicht. Ich habe den Eindruck, dass sich die beiden Kollegen bewusst thematisch gegenseitig inspirieren möchten. Mit anderen Worten: Jeder kümmert sich auch um die Themen des anderen. Zudem hat Markus Eisenhut Erfahrung mit dualistischen Führungsprinzipien.»

Wenn man etwas weiterdenkt, könnte Markus Eisenhut auch den Titel «geschäftsführender Chefredaktor» erhalten. Kommt das noch?
«Das ist meines Wissens nicht geplant.»

Beide Journalisten sind in der Projektgruppe zur Weiterentwicklung des «Tages-Anzeigers», dessen Neukonzept vier Bünde vorsieht. Wie ist der letzte Stand der Dinge zum Neukonzept?
«Wenn diese Arbeit beendet ist, wird zuerst die Redaktion informiert - dann die Öffentlichkeit.»

Wann wechseln Sie genau als Verleger zur «Thurgauer Zeitung»?
«Ich starte mit meiner neuen Aufgabe Mitte Juni.» - Die Mitteilung der Tamedia: «Tages-Anzeiger» neu mit Doppel-Chefredaktion