Trotz Murren über immer mehr Zusatzprodukte zu Printtiteln verdienen Italiens Kioske gut an der Schlacht um den Leser - und zugleich Käufer von Tages- und Wochenzeitungen. Und die Verlagshäuser haben auch im vergangenen Jahr ihre Verkaufsauflagen deutlich steigern können, wenn auch nicht mehr im Umfang der früheren Boomjahre. Wie aus einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) vom Mittwoch hervorgeht, steigerte «La Repubblica» (im Besitz von Carlo de Benedetti) die Auflage um 5,7% auf 613 000 Exemplare, derweil der «Corriere della Sera» (RCS Media) es auf ein Plus von 5,2% brachte, aber mit 665 000 Exemplaren immer noch die meistverkaufte Tageszeitung Italiens bleibt, wie der italienische Branchendienst Prima Communicazione ermittelte.
Das Zusatzgeschäft mit Büchern, Enzyklopädien, CDs und DVDs blüht deshalb so gut, weil in Italien die meisten Leserinnen und Leser ihr Blatt an einem der 40 000 Kioske kaufen. «Es genügt für das Erreichen der Gewinnschwelle oft schon, dass jeder Kiosk im Schnitt zwei Exemplare des Zusatzgeschäfts verkauft», schreibt die FAZ weiter. Zudem sei die Auslieferung der Zusatzprodukte einfach, weil die Kioske ohnehin mit Lieferwagen angesteuert werden. Meist können die Verlage, so die FAZ, mit einem operativen Gewinn von 50% des Umsatzes rechnen, den sie mit den Added Values im Wert von zwischen 5.90 bis 12.90 Euro erzielen.
Was die «Süddeutsche Zeitung» (SZ) mit ihrer Bibliothek auch im deutschsprachigen Nachbarland initiierte, hat in Italien längst andere Dimensionen angenommen: So bieten sowohl «Corriere della Sera» und «La Repubblica» zwischen drei und fünf parallel laufende Zusatzprodukte an. Das Mailänder Blatt («Corriere») hält derzeit Monografien zu bekannten Künstlern, eine Serie von Kochbüchern, die letzten von mehr als 20 Bänden einer Enzyklopädie zur Geschichte, daneben seit Dezember eine Reihe von geografischen Atlanten und seit wenigen Wochen auch Reiseführer zu europäischen Städten im Angebot. Kein Wunder murren die Kioskbetreiber, die mittlerweile, so die FAZ, die Rolle des traditionellen Buchhandels übernehmen, über die beengenden Platzverhältnisse. Allerdings gilt auch bei Zusatzverkäufen die übliche Handelsspanne von 18%, sodass die Zusatzprodukte nach Berechnungen der FAZ bereits gut 20% des Umsatzes ausmachen.
Mittwoch
23.02.2005