Der israelische Atomforscher Mordechai Vanunu ist wegen Interviews mit ausländischen Medien verurteilt worden. Vanunu war vor gut zwei Jahren aus langjähriger Haft freigekommen. Ein Gericht in Jerusalem befand am Montag, Vanunu habe die Auflagen verletzt, die ihm beim Ende seiner Gefängnisstrafe auferlegt wurden. Damit droht dem Wissenschaftler nun eine erneute Inhaftierung. Eine Anhörung über das Strafmass wurde für Mitte Mai angesetzt. Vanunu hatte der britischen «Sunday Times» 1986 detaillierte Informationen über den israelischen Reaktor Dimona gegeben. Damit durchbrach er die Geheimhaltung um das mutmassliche militärische Atomprogramm des Landes.
Das Gericht bezog sich bei seinem Urteil am Montag auf Interviews, in denen Vanunu nach seiner Freilassung Angaben über Israels Aktivitäten in Dimona gemacht habe. Mit den Äusserungen schien er allerdings bereits bekannte Details zu wiederholen. Der Anwalt des Wissenschaftlers kritisierte, Vanunu sei nicht für den Inhalt der Interviews verurteilt worden, sondern für den blossen Umstand, dass er mit Ausländern gesprochen habe. Das sei einer Demokratie im 21. Jahrhundert nicht angemessen.
Vanunu war von israelischen Geheimagenten in Rom gefasst und in Israel wegen Geheimnisverrats zu 18 Jahren Haft verurteilt worden. Aufgrund seiner Angaben gingen Experten damals davon aus, dass Israel 100 bis 200 Atomsprengköpfe habe. Offiziell zugegeben hat das Land ein militärisches Atomprogramm nie.
Montag
30.04.2007