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Samstag
13.06.2009

Am Wahltag ging im Iran nichts mehr per SMS. Der Handy-Textdienst, neben dem Internet das wichtigste Kommunikationsmittel vor allem junger Anhänger des Reformkandidaten Mir Hossein Mussawi, funktionierte am Freitag nicht. Mussawi warf der staatseigenen Telekommunikationsgesellschaft vor, rechtswidrig den Dienst zu blockieren. «Wir sollten uns nicht vor dem freien Austausch von Informationen fürchten», mahnte er nach der Stimmabgabe auf seiner Webseite.

Ein Sprecher des Fernmeldeministeriums bestätigte den Ausfall des Kurznachrichtendiensts bereits seit Mittwochabend. «Wir gehen der Sache nach», erklärte er ohne nähere Erläuterung.

Internet und Mobilfunk sind in diesem Wahlkampf wie nie zuvor zu einem Werkzeug geworden, das vor allem Mussawis Mannschaft nutzt. Es macht den 67-Jährigen, der in den 80er Jahren einmal Ministerpräsident war und danach in der Versenkung verschwand, zum Polit-Star mit Siegeschancen gegen Präsident Mahmud Ahmadinedschad.

Die Zahl der SMS-Botschaften ist nach Angaben des Netzbetreibers seit Beginn des Wahlkampfs vor drei Wochen auf 110 Millionen am Tag gestiegen - das ist doppelt so viel wie vor der letzten Wahl im Jahr 2005. Alle vier Kandidaten würden den Textdienst benutzen, doch Mussawis Mannschaft am intensivsten, erklärt der Teheraner Kommunikationswissenschaftler Wahid Aghili. «Es ist populär bei den jungen Leuten, an die er sich wendet. Das gleiche gilt für Blogs und Webseiten.» Die Reaktion überrascht selbst den Web-Kampagnen-Chef Schariati: «Wir hätten uns nicht vorstellen können, dass das so erfolgreich wird.»