Der Internetprovider Tiscali zieht sich nun doch aus der Schweiz zurück. Das italienische Unternehmen sucht einen Käufer für seine defizitäre Schweizer Tochter. Rund 65 Angestellte verlieren voraussichtlich ihre Stelle. Die Schweiz gehöre nicht mehr zu den Schlüsselmärkten von Tiscali, bestätigte die Medienstelle des Schweizer Unternehmens auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA entsprechende Medienberichte. Bis voraussichtlich Ende Jahr solle die geplante Veräusserung von Tiscali Schweiz abgeschlossen werden. Das Tagesgeschäft mit Internetzugängen, Webseiten-Hosting und Telefonie werde normal und ohne Einschränkungen weitergeführt. Bei einer allfälligen Übernahme von Tiscali Schweiz würden die Dienstleistungen und Verträge der Kunden übernommen, heisst es.
Tiscali Schweiz war Anfang 2000 entstanden. Damals übernahm das sardische Telecomunternehmen Tiscali den Basler Provider DataComm zu 80%. Der vorherige Besitzer Dino Trovato blieb zunächst Geschäftsführer. DataComm zählte zuletzt rund 52 000 Kunden. Aktuelle Zahlen sind bei Tiscali nicht erhältlich, Medien sprechen von inzwischen rund 100 000 Kunden. Im Februar hatte der damalige Konzernchef Renato Soru angekündigt, Tiscali werde sich auf Italien, Frankreich, Deutschland, Grossbritannien und Benelux konzentrieren, wo die Gruppe 80% des Umsatzes generiere. Entsprechend wollte sich Tiscali auch aus der Schweiz zurückziehen. Dies wurde damals aber von der Schweizer Niederlassung als Missverständnis abgetan. Vergangenen Donnerstag hatte Tiscali die Konzernzahlen für das zweite Quartal vorgelegt. Der Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) nahm demnach um 42% auf 24,3 Mio. Euro zu. Der Umsatz stieg um 25,5% auf 272,6 Mio. Euro. - Mehr dazu: Tiscali halbiert Verlust, Führungswechsel bei Tiscali und Swisscom-Kunden beschweren sich über Tiscali-Methoden
Montag
09.08.2004