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Sonntag
15.10.2006

IPTV oder Fernsehen über das Internet-Protokoll verbindet die Vorzüge der zentralen Medien Fernsehen und Internet. In Deutschland steht die Entwicklung von IPTV aber noch am Anfang. Trotz langfristiger Erfolgsaussichten prognostiziert eine Studie der Berliner Beratungsfirma Goldmedia GmbH bis 2010 zunächst ein Umsatzwachstum in kleinen Schritten. Das Potenzial für die durch IPTV erzielbaren Direkterlöse im Jahre 2010 schätzt Goldmedia in der aktuellen Studie IPTV 2010 auf 261 Millionen Euro, gerechnet ohne die damit zusammenhängenden Werbe-, T-Commerce- und Infrastruktur-Umsätze.

Internet Protocol TeleVision (IPTV) bezeichnet die Übertragung von (Bewegtbild-)Inhalten über Breitbandinternet auf das Endgerät Fernseher. Inhalte können sowohl Broadcast als auch On-Demand-Dienste sein. Die Programme werden über eine Set-Top-Box, die an einem DSL-Modem angeschlossen ist, auf das TV-Gerät übertragen.

Spätestens der Start der Bundesliga-Saison 2006 hätte für IPTV in Deutschland die Initialzündung bringen sollen. Bislang gibt es aber mit HanseNet und der Deutschen Telekom AG erst zwei IPTV-Anbieter im deutschen Markt. HanseNet bietet seit Mai 2006 IPTV in Hamburg und Lübeck an, weitere Ballungsräume sollen folgen. Der kommerzielle IPTV-Start der Deutschen Telekom AG mit dem Bundesliga-Angebot in Kooperation mit Premiere wurde verschoben. Weitere Unternehmen haben IPTV-Angebote angekündigt, darunter Arcor und O2. Dass Deutschland hinter der Entwicklung anderer europäischer Länder wie etwa Frankreich oder Italien deutlich zurückbleibt, hat auch mit den besonderen Marktgegebenheiten zu tun. In Deutschland ist neben Satellitenempfang vor allem das Kabel stark verbreitet. Anders in Italien und Frankreich: Will man hier mehr als fünf TV-Programme beziehen, ist man fast ausschliesslich auf den Satellitenempfang angewiesen, da die Kabelnetze nur wenig ausgebaut sind.

Für die Telekommunikations-Unternehmen geht es bei den Angeboten nicht allein um die direkt generierbaren Umsätze. Der stark gewachsene Wettbewerb innerhalb der klassischen Telekommunikationsmärkte Telefonie und Internet zwingt die Anbieter, sich von den Wettbewerbern stärker zu differenzieren. IPTV ist dabei ein hervorragendes Instrument zur Kundengewinnung und -bindung. Internationale Beispiele in Frankreich zeigen, dass die Akzeptanz von IPTV neben attraktiven Angeboten sehr wesentlich vom Pricing abhängt. Zentral sind dabei einfache und durchsichtige Tarifstrukturen. «Hier geht es aber nicht allein um billig oder teuer, sondern auch um die Unterscheidbarkeit und Durchsichtigkeit von Angeboten», unterstreicht Studienautor und Goldmedia-Analyst Mathias Birkel. «Wie das gehen kann, zeigt der französische Anbieter Free: Der Kunde zahlt hier für einen Telefonanschluss mit kostenloser Telefonie, einen Internetanschluss mit 28 Mbit/s inklusive Flatrate sowie einem TV-Paket mit etwa 100 Kanälen eine monatliche Pauschale von 29,99 Euro. Es ist wichtig, dass der Kunde klar erkennt, welchen Betrag er bezahlt und was er dafür bekommt.» Informationen zur Studie www.goldmedia.de/Single-View.90+M50a6d20fa96.0.html