Das völlig überraschende Ende der Wochenzeitung «Cash» aus dem Ringier-Verlag per Ende Juni gibt weiterhin Anlass zu Spekulationen in der Fachwelt. Erstmals haben jetzt Insider gegenüber dem Klein Report Auskunft gegeben über die Hintergründe, die aus ihrer Sicht zur Schliessung der 18-jährigen Wirtschaftszeitung geführt haben. «Cash» habe zuletzt im Jahr 2000 schwarze Zahlen geschrieben, heisst es aus dem inneren Ringier-Kreis. Damals habe das Blatt noch etwa 28 Millionen Franken mit Inseraten eingenommen, bis zum Jahr 2004 sei dieser Wert dann auf unter 10 Millionen Franken zusammengekracht. Nach einem strikten Sparkurs - das Budget der Redaktion sei um mehr als 40 Prozent gekürzt worden - sei es aber sachte wieder aufwärts gegangen, und das Gesamtdefizit der Wochenzeitung habe sich von circa 6 auf etwa 3 Millionen Franken verringert.
In dieser Situation lancierte der Ringier-Verlag dann im Herbst 2006 «Cash daily» mit einem, so heisst es, «sehr optimistischen Businessplan». Ein erstes Budget rechnete für 2007 mit gut einer Million Franken Verlust, eine zweite Version bereits mit 3 Millionen Franken in Rot. Und nur schon nach den ersten drei Monaten des Jahres 2007 soll der Fehlbetrag bereits mehr als 1,5 Millionen Franken betragen haben, was für das aktuelle Jahr trübe Aussichten eröffnete. Gegengeschäfte mit der Kioskbetreiberin Valora, die sich für die «Cash daily»-Gratisabgabe entschädigen lässt, seien dabei noch nicht berücksichtigt.
Jetzt war rasche Hilfe angesagt. Die «Cash»-Redaktion favorisierte eine Strategie unter dem Stichwort «Web first» mit einem integrierten Newsroom nach dem Vorbild von «Welt» und «Welt am Sonntag» in Berlin. Eine zweite Gruppe um «Cash»-Gründer Thomas Trüb glaubte zunächst an die Lösung mit einer Umgestaltung von «Cash» zu einem Lifestyle-Monatsheft. Gründlich durchgerechnet und von den Entscheidungsgremien Verwaltungsrat und Geschäftsleitung besprochen wurden die beiden Varianten gemäss dieser Seite allerdings nicht. «Michael Ringier, Thomas Trüb und der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder waren in Asien, als es plötzlich hiess, `Cash` werde eingestellt», erzählte ein Insider dem Klein Report. Der Hauptgrund für den dramatischen Fehlbetrag sei zwar das `Cash daily` gewesen, doch die Einstellung dieses Produkts, das Trüb bei der Lancierung zur «Weltpremiere» ausgerufen hatte, habe sich Ringier aus Imagegründen nicht erlauben wollen. So sei «Cash» geopfert worden.
Grosse Frage ist jetzt, ob sich das Opfer lohnt und die «Cash»-Inserate zu «Cash daily» wandern, oder ob die Gratiszeitung weiter so dünn wie bisher bleibt. Auf Herbst ist jedenfalls ein Neustart mit erweitertem Angebot geplant - was allerdings im ersten Moment weitere Kosten mit ungewissen Aussichten bei den Einnahmen verursachen wird. - Siehe auch: Noch zehn «Cash»-Mitarbeiter auf Stellensuche und Rüdi Steiner neuer Chefredaktor der «Cash»-Medien
Donnerstag
19.07.2007