Der Berliner Schriftsteller Ingo Schulze ist am Donnerstag als diesjähriger Träger des «Mainzer Stadtschreiber»-Literaturpreises feierlich in sein Amt eingeführt worden. Wie seine 26 Vorgänger wird der 1962 in Dresden geborene Schriftsteller gemeinsam mit dem ZDF eine Dokumentation nach freier Themenwahl produzieren und die Stadtschreiberwohnung im Mainzer Gutenbergmuseum beziehen. Der mit 12 500 Euro dotierte, renommierte Literaturpreis wird seit 1984 jedes Jahr von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz vergeben.
Die Laudatio auf Ingo Schulze hielt der «NZZ am Sonntag»-Literaturkritiker Andreas Isenschmid: «Schulzes bewundernswerte Leistung ist es, dass er in mehr als einem Buch alle Zutaten des famosen Wenderomans bot - unter Abzug freilich alles Parolenhaften und Demonstrativen», so Isenschmid. Nichts fehlte in diesen Büchern, weder Leid und Klage noch die Heiterkeit, weder das Schwere noch das Leichte, weder das Seriöse noch das Burleske. «Der ganze Osten war komplett drin.»
Bereits sein literarisches Debüt im Jahr 1995, die Erzählsammlung «33 Augenblicke des Glücks», die in St. Petersburg und Umgebung spielt, machte Schulze bei Kritikern und Lesern bekannt. Mit «Simple Storys» (1998), die vorwiegend in Schulzes ostthüringischer Heimatstadt Altenburg spielen, und mit dem grossen Briefroman «Neue Leben» (2005) unterstrich Schulze, von der Kritik hochgelobt, seine Kunst, die Gefühlslage der deutsch-deutschen Wende zu beschreiben. Auf grosse Zustimmung stiessen zudem sein Erzählband «Handy - Dreizehn Geschichten in alter Manier» (2007) und sein jüngster Roman «Adam und Evelyn» (2008), der aus dem Wendesommer 1989 berichtet. Aktuell in diesem Jahr erschienen: «Orangen und Engel. Italienische Skizzen», ein Werk, das während seines Aufenthalts in der römischen Villa Massimo entstanden ist.