Content:

Sonntag
17.07.2005

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Korruptionsverdachts gegen ein Vorstandsmitglied des Chipherstellers Infineon und gegen Harald Eggers, der zur Zeit das Schweizer Technologieunternehmen Unaxis leitet. Bei einer Razzia am Freitag durchsuchten etwa 100 Polizeibeamte, Steuerfahnder und Staatsanwälte die Münchner Konzernzentrale sowie 14 Büros und Privathäuser in Deutschland und der Schweiz. Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld bestätigte der dpa am Samstag entsprechende Berichte von «Focus» und «Spiegel».

Die Ermittlungen richten sich laut Schmidt-Sommerfeld gegen drei Verdächtige: Den bei Infineon für die Speicherchip-Sparte zuständigen Konzernvorstand Andreas von Zitzewitz, den früheren Infineon-Manager Harald Eggers, sowie den Betreiber der Schweizer Sponsoring-Agentur BF Consulting, Udo Schneider. Ihnen werde Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Haftbefehle gegen die drei Verdächtigen lägen derzeit nicht vor, sagte Schmidt-Sommerfeld. Ob sich die Verdachtsmomente bestätigten, könne erst nach Auswertung des bei den Razzien beschlagnahmten Materials gesagt werden. Der konkrete Vorwurf lautet, dass von Zitzewitz gegen Zahlung sechsstelliger Bestechungsgelder Schneiders Firma Co-Sponsoring-Verträge mit Infineons Zulieferfirmen vermittelt haben soll. Auch der 2004 bei Infineon ausgeschiedene Eggers soll ähnliche Verträge gegen Zahlungen eingefädelt haben, heisst es.
Anstoss für die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft war eine Äusserung Schneiders vor dem Münchner Landgericht während der Verhandlung eines Rechtsstreits zwischen Schneiders Firma BF Consulting und Infineon. Dabei erwähnte er Zahlungen von 300 000 Euro an von Zitzewitz. Auf Grund dieser Bemerkung begann die Staatsanwaltschaft erste Ermittlungen. Infineon bestätigte am Samstag auf dpa-Anfrage die Durchsuchung. Das Unternehmen habe ein Auskunftsersuchen der Staatsanwaltschaft erhalten, sagte ein Sprecher. Es gehe um Ermittlungen gegen einzelne Personen und nicht gegen Infineon. Von Zitzewitz galt bislang als Favorit für den Vorstandsvorsitz bei einem möglichen Börsengang der Speicherchip-Sparte von Infineon.