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Dienstag
16.12.2008

Das Ringen um den Glasfaser-Netzbau tritt in Basel in eine entscheidende Phase. Während die Swisscom bereits Häuser anschliesst, wollen die Industriellen Werke Basel im ersten Quartal 2009 Investitionen beantragen. Sie streben ein offenes Netz an.

Die Industriellen Werke Basel (IWB) stehen noch in Verhandlungen mit allen Involvierten, von der Swisscom über Sunrise, Cablecom und Wettbewerbsbehörden bis zu Konsumentenorganisationen. Sie wollen ein Glasfasernetz bauen und dieses allen zur Verfügung stellen, wie IWB-Chef David Thiel am Dienstag vor den Medien in Basel sagte. Die IWB sehen sich dank bestehender Leitungsschächte und Netzzentralen als attraktiven Partner, denn Synergien dämpften die hohen Kosten. Die Swisscom ist einer Kooperation nicht grundsätzlich abgeneigt: Sie hatte selber angeboten, für das Verlegen einer Swisscom-eigenen Faser den IWB 58 Millionen Franken zu zahlen. Das Angebot gilt heute noch.

Für Iwan Nussbaumer, den IWB-Verantwortlichen für Informatik und Telecom, ist das Swisscom-Modell («Co-invest») «entwicklungsfähig»; es genüge aber noch nicht. Die IWB will Parallelnetze verhindern, pocht dafür aber auf Service-Wettbewerb bei den Endkunden. Dies erfordere vor allem gleiche Netzkosten-Entgelte für alle Anbieter.

Anbieter mit grossem Marktanteil könnten sonst die hohen Fixkosten breiter auf die Kundschaft verteilen, was deren Endpreise senke oder Rendite stärke. Kleinere Anbieter würden so verdrängt, warnte Nussbaumer. Eine Regulierung durch den Bund im Streitfall würde der IWB auch nicht passen, weil dies Innovationen bremse.

Für alle heutigen Nutzungen reicht gemäss Thiel eigentlich ein Netz mit einer einzigen Faser. Ein Kabel mit mehreren Fasern kommt unter dem Strich gemäss Nussbaumer weniger als zehn Prozent teurer, ist aber zukunftssicherer und ermöglicht Wettbewerb bis hinunter auf die Übertragungstechnik-Ebene.

Die Swisscom will ihre Glasfaser laut einem Sprecher auch Drittfirmen anbieten, wie sie das heute auf der letzten Meile ihres eigenen Kupferkabelnetzes mit ADSL-Dienstleistungen tut. Verlegen und besitzen könnte die Faser auch jemand anders, bloss über die Technik will die Swisscom bis zum Endkunden selber entscheiden.

Werden sich IWB, Swisscom und die anderen Involvierten einig, entsteht beim Glasfasernetz ein «quasi-natürliches Monopol», wie Thiel ausführte: Die Fixkosten für den Bau eines separaten neuen Netzes daneben wären so hoch, dass dort angebotene Dienstleistungen nicht konkurrenzfähig wären.

Während die Swisscom schon Vierfachkabel verbaut, wollen die IWB Ende Januar bei der Regierung einen Investitionsantrag stellen. Käme dieser auch beim Grossen Rat durch, versprechen sie das Netz zügig zu bauen. Dabei geht es im Übrigen um ein Publikumsnetz; Konzerne haben schon private Glasfasernetze in Basel legen lassen.

Derzeit baut die Swisscom in den Städten Genf, Basel und Zürich ein Glasfasernetz auf, ab 2009 auch in Lausanne, Bern, St. Gallen und Freiburg. Bis Ende 2009 will die Swisscom 100 000 Haushalte erreicht haben und bis in sieben Jahren ein Drittel der Schweizer Bevölkerung. In Zürich kam keine Kooperation mit dem EWZ zustande.