Trotz rundem Tisch und gewissen Annäherungen der an der Glasfaser-Technologie interessierten Schweizer Gruppierungen sind auf diesem Gebiet noch längst nicht alle Spannungen beseitigt. Am Mittwoch haben vier Immobilienverbände ein geharnischtes Communiqué veröffentlicht, in dem sie der Swisscom vorwerfen, eine «einseitige Verhandlungsposition» durchsetzen zu wollen. Den Zürcher Liegenschaftenbesitzern raten die Verbände deshalb, «bis auf weiteres nicht zu unterschreiben». Absender der Mitteilung sind der Hauseigentümerverband (HEV) Zürich, der Schweizerische Verband der Immobilienwirtschaft (SVIT), die Vereinigung Zürcher Immobilienunternehmen (VZI) und der Schweizerische Verband für Wohnungswesen (SVW).
Streitpunkt ist die Frage, wer die Kosten einer Glasfaserversorgung im Haus zu übernehmen hat. Die Swisscom vergleicht diese Frage mit der Versorgung von Häuern mit Strom, Wasser, Gas und den Telefonkupferkabeln und verlangt die selbe Kostenteilung auch für das Glasfasernetz. Damit verlange die Swisscom von den Hauseigentümern «Investitionen in Milliardenhöhe - ohne dafür eine plausible und berechenbare Entscheidungsgrundlage bieten zu können», kritisieren die Verbände. Es gehe da um eine Technologie, «deren Nutzen erst im nächsten Jahrzehnt zum Tragen käme, aber bereits heute zu Mietzinsaufschlägen führen müsste». Den Standpunkt der Swisscom weisen die Immobilienorganisationen darum «mit Nachdruck zurück». Zudem loben die Organisationen die «zügigen und auf echte Partnerschaft ausgerichteten Vertragsverhandlungen» mit dem Stadtzürcher Elektrizitätswerk (EWZ), das gestützt auf einen Volksabstimmungsentscheid die Versorgung mit Glasfasern vorantreibt.
Swisscom-Sprecher Olaf Schulze bedauerte gegenüber dem Klein Report den Entscheid der vier Organisationen und erteilte einen Seitenhieb an das EWZ, das «mit staatlichen Krediten bauen» könne. Als Entgegenkommen habe die Swisscom angeboten, einzelne Wohnungen in Mehrfamilienhäusern direkt zu erschliessen, wobei keine Kosten für die Hauseigentümer anfallen. Ebenfalls habe die Swisscom angeboten, die telekomspezifischen Wartungskosten zu übernehmen. Lediglich «in einzelnen Fällen» will sich die Swisscom in Form von Promotionen an den Kosten für die Erschliessung innerhalb des Hauses beteiligen. Damit soll «der Wettbewerb von Beginn weg spielen» können. - Als noch alles in Minne schien: «Glasfaserkrieg» in der Schweiz findet nicht statt
Mittwoch
11.11.2009