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Montag
28.11.2005

Ein am Montag veröffentlichter Halbjahresbericht über die Informationssicherung in der Schweiz hält unter anderem fest, «dass sich die Hackerszene immer professioneller verhält». Während bis vor kurzem noch Neugier und intellektuelles Interesse als Hauptmotive der Hackerszene gegolten hätten, stünden inzwischen finanzielle Absichten hinter den Angriffen auf Informationsinfrastrukturen. Dies schreibt die seit einem Jahr bestehende Melde- und Analysestelle Informationssicherung (MELANI) des Bundes.

MELANI beleuchtet in dem Bericht die wichtigsten Tendenzen rund um die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), erklärt die technische Funktionsweise aktueller Gefahren, gibt eine Übersicht über Ereignisse im In- und Ausland, beleuchtet die bedeutsamsten Entwicklungen im Bereich der Prävention und resümiert die wichtigsten Aktivitäten staatlicher und privater Akteure. In Form von Einzelbeispielen werden die wichtigsten Ereignisse der ersten sechs Monate des Jahres 2005 aufgezeigt.

Vor allem das organisierte Verbrechen dehne seine klassischen Betätigungsfelder wie Bestechung, Erpressung, Bedrohung und Betrug immer mehr auch auf die virtuelle Welt aus. Gleichzeitig habe eine Zunahme der Professionalität der Angreifer beobachtet werden können. Stark genutzt wird das Internet von Terroristen oder ihnen nahe stehenden Kreisen. Laut MELANI waren in letzter Zeit zwei Foren radikaler Islamisten aktiv, die von Servern in der Schweiz gehostet wurden. Als die Bundeskriminalpolizei im Februar 2005 fünf Ausländer verhaftete, befanden sich darunter auch zwei Personen, die eine der beiden Websites betrieben hatten.

Auch die Identitätsdiebstähle nahmen laut MELANI in letzter Zeit zu. Darunter versteht man das illegale Sammeln von persönlichen Daten. Damit können Betrüger in fremdem Namen Waren beziehen, Geld transferieren oder illegitime Firmen gründen. In der Schweiz schon gang und gäbe sind Phishing-Attacken. Darunter versteht man das Sammeln von Login-Daten für Finanztransaktionen mittels betrügerischer Mails. Vor allem PostFinance-Kunden waren in letzter Zeit zweimal Ziel solcher Angriffe. Ein weltweites Problem stellt auch die Industriespionage dar. MELANI rechnet mit einer Zunahme dieser Bedrohung und geht davon aus, dass das Thema auch in der Schweiz vermehrt an Bedeutung gewinnen wird.

Selbst die privat genutzten Computer sind vor Angriffen nicht sicher. Eine Gefahr stellen so genannte Bot-Netze dar, mit denen eine ganze Reihe privater Computer unbemerkt ferngesteuert und überwacht werden können. Häufig waren auch Webserver, die in der Schweiz stationiert sind, Ziel von Attacken. Dabei wurden Tausende von Websites ohne Einverständnis des Systembetreuers verändert. Im Fachjargon spricht man von Defacement. Diese Methode steht gemäss MELANI vor allem bei Hackern hoch im Kurs. - Der Bericht unter dem Titel «Informationssicherung: Lage in der Schweiz und international» ist ab sofort abrufbar unter http://www.melani.admin.ch