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Mittwoch
15.08.2007

Ausserhalb der Sicherheitszone des schwer bewachten Regierungsviertels von Bagdad drohen westlichen Journalisten Tod und Entführung. Die Lage ist unübersichtlich, und hinzu kommt eine rigide Zensur. Anonyme Weblogs von einheimischen Journalisten werden so zur bedeutsamsten Informationsquelle für die Medien, berichtet die Tageszeitung «Die Welt» am Mittwoch.

Trotz des Sicherheitsplans, den die US-Streitkräfte zusammen mit der neuen irakischen Armee seit dem 14. Februar verfolgen, geht der Kampf der Milizen heftig und blutig weiter. Für Journalisten wird es immer schwieriger, sich ein Bild über die Situation in der Stadt zu verschaffen. Blogger haben deshalb Hochkonjunktur. Zum Beispiel Abdelkadr. «Das Internet ist das einzig freie Medium, das wir noch haben», kommentiert er die Entwicklung in seinem Land. Die Internet-Cafés sind gut besucht, da sie mit Generatoren ausgerüstet, fast immer Strom haben. Stundenlang sitzen die Nutzer vor den Bildschirmen und bloggen. Täglich werden neue Webseiten eingerichtet. Abdelkadr hat zwei. «Dort kann ich mir alles von der Seele schreiben, brauche keine Angst zu haben, dass ich für meine Meinung umgebracht werde.»

Auch etablierte Journalisten greifen auf den Blog zurück, um unzensiert Dinge loszuwerden, die sie sich sonst nicht zu veröffentlichen trauen. Beispielsweise bietet sich http://www.niqash.org an, ein von Deutschland finanziertes Reporternetzwerk im Irak. Weitere Blogs unterhalten die irakischen Zeitungen, die sich so ihre Informationen über Geschehnisse vor Ort beschaffen. Auch grosse Online-Portale haben Blogger-Seiten eingerichtet. Yahoo hat gar einen speziellen Blog «Inside Iraq». Mittlerweile bloggt Abdelkadr für eine der drei irakischen Nachrichtenagenturen, streift jeden Morgen durch sein Stadtviertel, spricht mit Nachbarn und Ladenbesitzern und schreibt auf, was ihm zugetragen wurde. Bürgerjournalisten sind für eine umfassende Berichterstattung in Bagdad unerlässlich geworden.