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Samstag
22.04.2006

Das Thema Werbeverbote dominierte am Tag der Schweizer Werbung vom Freitag auch die Begrüssungsrede von Präsident Carlo Schmid. Die Bestrebungen in vielen Kantonen, die Werbung vor allem für Tabakwaren weiter einzuschränken, interpretierte er «als habe die Werbung ihre Unschuld verloren». «Sie ist aus ihrer Position als wirtschaftlich relevanter Faktor in eine inzwischen auch politisch bedeutsame Rolle gewachsen», sagte er. Viele Journalisten sind nach seiner Überzeugung «grundsätzlich eher sozial orientiert». Deshalb sei es für sie «durchaus tolerierbar, wenn der Staat mit partiellen Werbeverboten ein wenig in die Werbefreiheit eingreift. Vor allem, wenn es um die Gesundheit der Kinder geht.»

Vor allem ärgerte sich Carlo Schmid-Sutter darüber, dass sich die Politiker beim Erlass von Werbeeinschränkungen vor allem auf die herkömmlichen Medien und die Plakate konzentrieren. Was dabei nicht beachtet werde, seien «jene Medien, die gerade und insbesondere bei den Jugendlichen speziell en vogue sind: Internet-Chats, MMS, Video-Clips und Games», sagte er. Die In-Game-Werbung habe den grossen Vorteil, dass sie von den Gamern in der Regel geschätzt werde, erklärte Schmid. So sollen sich die Video-Spieler kurz nach dem Spiel an 30% aller In-Game-Ads erinnern, was erstaunlich sei. Laut dem «Wall Street Journal» werde ab dem Jahr 2007 kein Videospiel mehr werbefrei sein. Schmid wörtlich: «Die neuen Gesundheitsgesetze regeln also die Vergangenheit, missachten die Gegenwart und vor allem vernachlässigen sie die Zukunft. Es kommt mir so vor, als würde ein Verkehrsgesetz heute Vorschriften für Pferdekutschen aufstellen.» Zum Schluss rief er deshalb dazu auf, Ideen zu entwerfen, um dieser Entwicklung zu begegnen, denn: «Wir haben uns wohl in nächster Zeit mehrheitlich mit dieser ebenso unerfreulichen wie auch unverständlichen Situation auseinanderzusetzen.»

Konkret rief Carlo Schmid-Sutter die Werbebranche, die Industrie und auch die Befürworter von Werbeverboten dazu auf, «ihre strikten Positionen aufzugeben und miteinander langfristig nach erfolgreichen Lösungen zu suchen.» Dabei berief er sich auf den Generalsekretär des europäischen Dachverbandes der Werbeagenturen, EACA, Dominic Lyle, der Folgendes formuliert habe: «Der Wirkungsbereich unserer künftigen Aufgaben hängt von unserem heutigen Verantwortungsbewusstsein ab.» - Mehr zum Tag der Schweizer Werbung: Tag der Schweizer Werbung in Zürich, Bundesrat Blocher plädiert für Freiheit der Werbung und Standortentscheid: Jürg Engi verlässt Sawi