Mit dem Verkauf ihrer PC-Sparte an Chinas Marktführer Lenovo baut der US-Technologiekonzern IBM auch eine pazifisch-asiatische Brücke, die nach Meinung der «New York Times» (NYT) vom Mittwoch einen neuen Entwicklungsschub in den Beziehungen der beiden Wirtschaftsmächte fördern wird. So plant nämlich der volkseigene Konzern Lenovo, sein Hauptquartier von Beijing nach New York zu verlegen. Ausserdem soll das PC-Geschäft weiterhin in den USA basiert sein, derweil IBM 19,8% der Aktien des dem chinesischen Staat gehörnden Lenovo-Konzerns übernimmt. Im Verkauf der PC-Sparte von IBM erkennt Timothy F. Bresnahan, ein Wirtschaftsprofessor der Stanford-Universität, sich verstärkende transpazifische Verbindungen zwischen den USA und China.
Das auf drei Jahre gehaltene Aktienpaket von IBM könnte dem US-Konzern nach Meinung der NYT weitere Türen in China aufstossen helfen. Andererseits kauft Lenovo eine auf fünf Jahre befristete Lizenz zur Produktion von Personal Comupters und schickt ihren bisherigen VR-Präsidenten ins IBM-Management, derweil IBM-Manager nach Beijing umsiedeln und ihr Know-how dem chinesischen Management zur Verfügung stellen.
IBM belegt auf dem PC-Markt derzeit den dritten Platz, weit abgeschlagen hinter Dell und Hewlett-Packard. Die PC-Verkäufe schätzt die NYT auf 10 Mrd. US-Dollar pro Jahr; IBM bestreitet damit knapp 11% des Gesamtumsatzes von 89 Mrd. US-Dollar. Allerdings habe das Geschäft in den vergangenen Jahren geschwankt zwischen leichten Gewinn und Verlusten. IBM wird vorgehalten, bei seinem übereilten Eintritt in den PC-Markt in den frühen Achtzigerjahren einen strategischen Fehler begangen zu haben, indem sie die Kerntechnologie des Computers, Mikroprozessoren und Software, ausserhalb des Konzerns einkaufte und so Intel und Microsoft ermöglichte, zu den profitabelsten Unternehmen weltweit aufzusteigen.
Mittwoch
08.12.2004