Die «Eidgenössische Schwinger-, Hornusser- und Jodlerzeitung» sieht sich ein Jahr vor ihrem 100. Geburtstag ernsthaft herausgefordert. Das neue Organ «Schlussgang - Die Schwingerzeitung» ruft zum Hosenlupf im Sägemehl. Bereits in den 90er-Jahren gab es in der Innerschweiz Pläne für eine etwas frecher aufgemachte Schwingerzeitung, doch scheiterten diese. Nun aber ist es so weit: Der «Schlussgang» erscheint seit Mai 2004 in Luzern und hat seit Anfang dieses Jahres mit dem bekannten Schwingerjournalisten Karl Duss einen erfahrenen Redaktionsleiter.
Duss übernimmt mit 65 Jahren «aus Freude am Schwingen» diese Herausforderung. Und das bisherige Echo stimmt ihn zuversichtlich, wie er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA erklärt. Bereits habe man 4000 bezahlte Abos akquiriert und nähere sich damit der Zahl 4500, die es brauche, um in die schwarzen Zahlen zu kommen.
Das bestehende Fachorgan wird vor allem wegen inhaltlicher Mängel zum Hosenlupf gefordert, wie Duss betont. Er habe Verständnis, dass die ausführlichen Schwingerberichte oft mit beträchtlicher Verspätung ins Blatt kämen, weil der Stoffanfall im Sommer schlicht zu gross sei. Doch nach einem eidgenössischen Fest müsste man seiner Ansicht nach etwas mehr bringen als letztes Jahr geschehen: «Nicht der ganze Bericht, aber eine erste grössere Würdigung.» Zudem wäre der Eidgenössische Schwingerverband wohl in der Lage, ein eigenes Organ zu haben: «Der zünftige Schwingerfreund möchte das so.» Dies würde Platz schaffen für vielfältigeren Inhalt. Statt fast ausschliesslich chronikartige Berichte, wie sie jetzt dominieren, Hintergründe, Porträts früherer Schwingergrössen oder - wie aktuell im «Schlussgang» - Porträts der «Neueidgenossen» von Luzern.
Die bisherige Schwingerzeitung nimmt den aufmüpfigen Konkurrenten ernst und hat bereits gehandelt. Ihr Auftritt ist farbiger geworden, auch inhaltlich ist eine Belebung festzustellen. Der Präsident der Zeitungskommission, Robert Deplazes aus Chur, räumt ein, dass der «Schlussgang» das Revival mitbewirkt habe. Es sei ihm bewusst, dass die Berichte manchmal als «kalter Kaffee» daherkämen. So wird im Januar 2005 über das Emmentalische Schwingfest vom 10. Mai 2004 berichtet. Der Grund ist akuter Platzmangel im Sommer. Doch man werde es nicht bei dieser Erklärung bewenden lassen. Die Berichterstatter müssten «mehr Gas geben», und das Konzept werde überprüft. Keine gute Idee findet Deplazes die Trennung von den Hornussern und Jodlern: «Da gibt es viele Verbindungen. Zudem muss man sich bewusst sein, dass das sehr teuer würde.»
Noch sei die Auflage bei knapp 20 000 Exemplaren stabil. Deplazes hat den Eindruck, dass der «Schlussgang» in erster Linie zusätzlich abonniert wird. Positiv sei, dass Bewegung in die Szene komme. Doch eine Verjüngung bei den Abonnenten, da spricht er offen, sei nötig und dringend erwünscht. Am Wochenende erstattet Deplazes an der Delegiertenversammlung dem Eidgenössischen Schwingerverband in Zofingen Bericht über das Zeitungsunternehmen. In seinem Jahresbericht heisst es, das offizielle Blatt der Schwinger, Hornusser und Jodler werde sich zwar im Rahmen des Möglichen modernisieren, aber «nie in den Boulevardstil abdriften».
Donnerstag
03.03.2005