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Samstag
13.09.2008

Auch dieses Jahr hat der Klein Report in einer Blitzumfrage den Medienleuten den Puls gefühlt. Wie sieht die Branche den Schlussspurt bis Ende Jahr? Kommt eine Delle, ein Abschwung oder gar eine Vollbremsung auf die Branche zu?

Markus Mehr, Verlagsleiter der «Schweizer Familie»: «Nach einem sehr guten Start ins 2008 und einem verhaltenen Sommer schauen wir optimistisch dem Jahresschlussspurt entgegen. Wir haben einiges an Buchungen und denken, noch einiges aufzuholen. Hilfreich ist sicher die Tatsache, dass die `Schweizer Familie` erfreuliche Leserzahlen verzeichnen kann und als einziger Titel im engeren Umfeld Leser gewinnen konnte. Dies wird uns sicher auch noch einige zusätzliche Seiten bringen.»

Der Verlagsprofi, der mit Chefredaktor Daniel Dunkel das Wochenmagazin ruhig aber stetig vorantreibt, ist für 2009 eher verhalten: «Es bleibt aber zu hoffen, dass alle Schlechtwettermacher im Unrecht sind und es doch ein gutes 2009 geben wird. Bloss das mit dem Kaffeesatzlesen möchte ich anderen überlassen und verzichte auf eine detaillierte Prognose.» Den Jahreskongress verliess Mehr bereits am Freitagmittag wieder, da er als Veranstalter und OK-Präsident des Nationalen Wandertages vom 20. September eine Ersatzformation für die Geschwister Rymann finden muss. Denn am Donnerstag ist Vater Ruedi Rymann verstorben und die Geschwister hätten am ersten Nationalen Wandertag der «Schweizer Familie» auf der Aelggialp auftreten sollen. Am Wandertag werden 500 bis 1000 Personen in einer Sternwanderung zum geografischen Mittelpunkt der Schweiz, der Aelggialp oberhalb von Sachseln, wandern.

Marcel Hürlimann, CFO Axel Springer Schweiz AG: «Man kann die Umsatzentwicklung bis Ende Jahr noch nicht abschliessend beurteilen. Ich sehe für die Print-Branche und Axel Springer Schweiz keinen Rückgang im Vergleich zum 2007.» Auch bei diesem Verlagshaus hinterliess die Euro 08 eine Kerbe: «Die Euro haben wir auch negativ gespürt. Der Juni ist leicht schwächer ausgefallen, aber das fällt aufs ganze Jahr nicht ins Gewicht.»

Eric Bannwart, Sales Manager Xtend: «Da ich selber in der Online-Branche tätig bin, habe ich die Podiumsdiskussionen am Freitagvormittag zu den neuen Medien natürlich mit regem Interesse verfolgt. Speziell gefallen haben mir die Aussagen von Mediaberater Juan Antonio Giner: Die Qualität des Journalismus wird nicht durch das Medium, sondern durch den Inhalt definiert. Aufgabe des Journalisten ist es, die Nachrichten gut zu verpacken. Dann ist es am Leser, zu entscheiden, auf welchem Weg er diese lesen will. Speziell bei der ersten Podiumsdiskussion mit den Chefredaktoren hat man aber schon noch gemerkt, dass das alte Denken Print versus Online noch nicht ganz aus den Köpfen verschwunden ist.»

Bannwart: «Ich beobachte in der Schweiz eine Diskrepanz zwischen Usern und Anbietern: Während die Schweizer bei der Internetnutzung weltweit eine der führenden Positionen einnehmen, hinken die Anbieter ihrer Zeit noch hinterher. Ich möchte aber betonen, dass das nicht nur bei den Medien so ist, sondern auch in anderen Branchen. Hier herrscht durch Unwissenheit immer noch eine gewisse Zurückhaltung, teilweise sogar Angst vor den neuen Medien, insbesondere vor dem Web 2.0. Jetzt aber, wo «20 Minuten» und Blick Online einen solchen Erfolg haben, realisieren in der Medienbranche viele, dass man online doch Geld verdienen kann. Ich habe das starke Gefühl, dass der Markt genau in diesen Monaten am Kippen ist. Das merken wir bei Xtend ganz konkret bei den Anfragen, die sich markant gesteigert haben und oft von Anfang an sehr konkret sind. Dementsprechend sind wir bei Xtend auch für unsere Entwicklung extrem optimistisch. Nicht nur wegen der Medienbranche; einen Boom erwarten wir auch in anderen Branchen, beispielsweise bei kommunalen oder kantonalen Verwaltungen, die sich durch ihr Online-Angebot näher am Bürger positionieren wollen.»

Deutlich zurückhaltender in Sachen Online-Markt ist Peter Lötscher, Verleger des «Entlebucher Anzeigers»: «Die Referate am Freitag zu den neuen Medien habe ich aufmerksam verfolgt. Aber ich gehe jetzt deswegen nicht zurück ins Büro, um alles umzukrempeln. Ich denke, bei den kleinen Lokalzeitungen hat der Online-Markt eine geringere Bedeutung. Ich glaube nicht, dass sich das in den nächsten fünf Jahren gross ändern wird.» Den Zustand der Branche schätzt Lötscher als gut ein. «Allerdings muss man ganz klar wissen, was man macht. Für uns heisst das: eine tiefe und breite regionale Berichterstattung. Uns kleinen Regionalzeitungen kommt entgegen, dass die Schwankungen im Inseratenmarkt lokal weniger spürbar sind. Natürlich merken wir den Zustand der Wirtschaft am Stellenanzeiger. Aber viele übrige Inserenten, die wir seit Jahren kennen, bleiben uns auch in schwierigen Zeiten treu. Wir blicken der Zukunft optimistisch entgegen. Unser Ziel ist, den regionalen Service noch weiter auszubauen und gleichzeitig die Kosten im Griff zu haben.»