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Donnerstag
02.04.2009

Ein Feuerwerk an eigenwilligen Ideen hat der RTL-Gründer Helmut Thoma am Donnerstag in einem Referat an der Swiss-Online-Marketing-Messe in Zürich inszeniert. Ausgehend von seinen Erfahrungen bei der Gründung des ersten deutschen Privatfernsehens formulierte er einige Ratschläge, die sich so zusammenfassen lassen, man solle ausgetretene Pfade verlassen. Diesem Rezept entspricht auch seine Empfehlung für die Schweiz, wie er auf eine Frage des Klein Reports antwortete: «Man sollte die regionalen Angebote stärken und neben `3+` einen zweiten sprachregionalen Sender aufbauen», sagte Thoma, der auch im «3+»-Verwaltungsrat sitzt. Und auf den Einwand des Klein Reports, dies sei neben der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft kaum möglich, meinte er lediglich in schönstem Wienerisch: «Dann müssen`s halt die SRG privatisieren.»

Vorgängig hatte Helmut Thoma während einer Stunde den Start aus dem Nichts und den Weg zum Grosserfolg von RTL dargestellt und dies auf ein schlichtes Rezept zurückgeführt: «Wir haben eine neue Zielgruppe entdeckt, den Zuschauer.» Denn das Fernsehen der Vor-RTL-Zeit sei von beamtenhaften Menschen gestaltet worden mit der Grundeinstellung, sie wüssten schon, was gut sei für das Publikum.

Gegen diese Denkweise sei sich der anfänglich in Luxemburg domizilierte Sender (RTL steht für Radio Television Luxemburg) nicht zu schön gewesen, abends spät auch Softpornos wie «Liebesgrüsse aus der Lederhose» zu senden, was sonst niemand machte. Prompt schnellten die Zuschauerzahlen nach oben, aber es ging auch ein Sturm der Entrüstung los. Unter dem Gelächter der Anwesenden erzählte Helmut Thoma vom Schreiben eines empörten Zuschauers, der sich die ganze Sendung habe ansehen «müssen», weil sein Hund die entsprechende Taste an der Fernbedienung gedrückt habe.

In dieser Weise erzählte Thoma weiter, humorvoll und anekdotenreich, aber immer bezogen auf das Thema seines Vortrags: «Mut und visionäres Denken als Grundlage jeglicher Kreativität». Überrascht nahmen etwa die Anwesenden zur Kenntnis, dass der ehemalige Senderchef die Tennisspieler Boris Becker und Steffi Graf sowie den Autorennfahrer Michael Schumacher eigentlich erfunden hatte, um Sport auf RTL zu bringen, nachdem der Quotenbringer Fussball bereits besetzt war.

Auch heute noch habe das Fernsehen dank schnellem Internet «eine Fülle von Möglichkeiten», schwärmte er. «Sie müssen über den Tellerrand hinaussehen und den Mut aufbringen, etwas zu wagen», sagte er zum Schluss, «es geht, ich verspreche es.»