Die Büros der italienischen Fernsehgesellschaft Mediaset unter Kontrolle des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi sind durchsucht worden. Der Verdacht lautet auf Hehlerei und Geldwäscherei. Die Durchsuchungsaktion sei vom Mailänder Staatsanwalt Fabio De Pasquale angeordnet worden, der wegen angeblicher Schwarzgeldzahlungen beim Erwerb von Filmrechten durch die Berlusconi-Gesellschaft ermittelt, berichteten italienische Medien am Mittwoch.
In den Sog der Untersuchung waren auch die beiden erwachsenen Kinder des italienischen Ministerpräsidenten, Marina und Piersilvio Berlusconi, geraten. Die Steuerpolizei beschlagnahmte mehrere Dokumente, eine weitere Durchsuchung hatte bereits Mitte Juli stattgefunden. Damals begannen auch Ermittlungen gegen Berlusconis Kinder Marina, Vizepräsidentin der Fernsehholding Fininvest, und ihren Bruder Piersilvio, Nummer 2 der Fernsehgesellschaft Mediaset. Ihnen wird Hehlerei und Geldwäscherei vorgeworfen.
Ermittelt wurde in den vergangenen Jahren bereits gegen Regierungschef Berlusconi, Mediaset-Präsident Fedele Confalonieri und gegen den ehemaligen Verantwortlichen für die Auslandstöchter der Fininvest, Giorgio Vanoni. Ihnen werden Bilanzfälschung und Steuerbetrug vorgeworfen. Ebenfalls ins Visier der Justiz ist die frühere Leiterin der Fininvest Service SA mit Sitz in Massagno (Schweiz), Candia Camaggi, und Paolo Del Bue, Mitglied der Direktion der Arner Bank in Lugano, geraten. Gegen Del Bue wird wegen des Verdachts auf Geldwäscherei ermittelt. Mit Hilfe der amerikanischen und britischen Justizbehörden versuchen die Mailänder Staatsanwälte Klarheit über die Schwarzgelder und illegalen Parteienfinanzierungen zu schaffen, die die Mediaset in den 90er-Jahren gezahlt und getätigt haben soll.
Weiter wird nach Angaben italienischer Medien auch gegen den Londoner Berater der Mediaset und Ehemann der britischen Kulturministerin Tessa Jowell, David Mills, ermitttelt. Mills wird verdächtigt, auf den britischen Jungferninseln ein Netz von Offshore-Gesellschaften aufgebaut zu haben, mit denen Berlusconi Millionen hinterzogen und Schwarzgelder gewaschen haben soll. Die Mailänder Staatsanwälte wollen in den kommenden Tagen bei Untersuchungsrichter Maurizio Grigo eine Verlängerung der
Ermittlungszeit beantragen.
Mittwoch
13.10.2004