TV-Entertainer Harald Schmidt freut sich so sehr über die guten Quoten seiner ARD-Show, dass er sich vorstellen könnte, eine dritte Sendung pro Woche zu produzieren. In einem Interview mit der «Zeit» zeigte sich der 47-Jährige enttäuscht von seinen Kritikern: Er hätte gedacht, «das wird noch härter.» Schmidt weiter: «Zum ersten Mal in meiner Karriere mache ich Quote, knapp 2 Millionen Zuschauer im Schnitt. Ich hatte mit 1 Million gerechnet, und jetzt das; ich bin wahnsinnig überrascht.» Ohne seinen früheren Arbeitgeber Sat.1 beim Namen zu nennen, sagte Schmidt: «Ich glaube, in der Branche wird deshalb viel in die Tischkante gebissen.»
Er sei durchaus in der Lage, noch mehr Sendungen zu produzieren: «Jetzt auch drei Sendungen in der Woche statt zwei - kein Problem», sagte Schmidt der «Zeit». Die Kritik an den ersten Sendungen habe ihn überrascht: «Ich habe zunächst nicht damit gerechnet, aber mittlerweile bin ich ein bisschen gekränkt, dass es so still geworden ist», spottete er. «Ich hatte mich auf einen Fight eingestellt, ich dachte, das wird noch härter und ich gerate ins Schwitzen.»
Auf seiner Weltreise sei Schmidt zum Deutschland-Fan geworden: «Als ich zurückkam von den Reisen und am Gepäckband das erste mürrische Gesicht sah, da dachte ich: Das ist meine Heimat.» Die Tsunami-Katastrophe habe ihm auch verdeutlicht: «Beschissenes Wetter bei uns bedeutet: keine Beben, keine Fluten. Bei uns gibt es hundertprozentig frisches Trinkwasser für die Gesamtbevölkerung, eine hohe Qualität der Lebensmittel, und jeder bekommt einen Termin beim Arzt.» Begeistert habe ihn zudem das Verhalten der Medien während der Naturkatastrophe: «Die Souveränität, mit der die Boulevardmedien vom Tsunami zu Mosi direkt übergeblendet haben, das war einfach grossartig.»
An sein Prinzip, nicht öffentlich über sein Privatleben zu reden, hält sich Schmidt nicht mehr so streng wie früher: «Immer wieder zu sagen, mein Privatleben ist tabu, das ist so krampfig», sagte er der «Zeit» und erzählte von der Erziehung seiner Kinder. Seine Rolle als Vater habe er sich «komplizierter vorgestellt. Ich beantworte einfach die Fragen, die sie mir stellen. Also hier Köln müssen sie einem Dreijährigen erklären, was schwul ist.» Inzwischen sei er in der Öffentlichkeit zu vielem bereit: «Ich gebe Autogramme im Speisewagen, habe Foto-Handy-Termine auf dem Klo im Hauptbahnhof... diese Foto-Handys haben das wirklich verschärft: `Ey, Harald, haste mal ne Minute? Guck mal da rein!`»
Während seiner Reisen habe er «im Kopf» jeden Tag für sich eine Sendung gemacht. «Das ist ja eigentlich mein ganzes Rezept: Ich bin so, die Sendung ist quasi das Abfallprodukt. Deswegen wären jetzt auch drei Sendungen in der Woche statt zwei kein Problem.»
Mittwoch
23.02.2005