Die Reportage über die Herztransplantation mit tödlichem Ausgang am Unispital Zürich kommt aus den Schlagzeilen nicht hinaus. Jetzt nimmt der SF-DRS-Chefredaktor Ueli Haldimann im «Tages-Anzeiger» vom Montag Stellung zu «viel Unsinn», der im Zusammenhang mit der DRS-Berichterstattung gesagt oder geschrieben worden sei. Haldimann weist insbesondere darauf hin, dass im Vorfeld der Sendungen alle involvierten Stellen, auch das Zürcher Unispital und Herzchirurg Marko Turina, «nach anfänglichem Zögern» die Mitwirkung zusagten. Ebenfalls am Montag zitierte der «Blick» jedoch ein E-Mail von Turina an den «Blick», wonach er über die TV-Sendung nicht informiert gewesen sei und sie nicht befürwortet hätte. Seine Ehefrau sagte gegenüber der Boulevard-Zeitung, die filmische Begleitung der Herzpatientin sei «mehr oder weniger hinter seinem Rücken» organisiert worden.
Laut Haldimann stand die Idee für die Berichterstattung über einen Patienten, der auf ein Organ wartet, im Umfeld der politischen Diskussionen über das neue Transplantationsgesetz. Der Chefkardiologe des Zürcher Triemlispitals, wo die porträtierte Patientin während Wochen auf ein geeignetes Spenderherz wartete, sei mit der Idee einer Sendung an SF DRS gelangt: Eine Patientin sei bereit, über ihre Situation zu berichten. Erst nach einem ersten Beitrag habe man entschieden, das lange Warten der Patientin auf ihr neues Herz medial zu begleiten. Die Patientin habe vor laufender Kamera schriftlich ihr Einverständnis gegeben, dass auch berichtet werden solle, falls sie vor oder während der Operation sterben sollte. Mit dieser Erklärung will Haldimann der Kritik eines Medienexperten begegnen, wonach man «aus Respekt für Leben und Tod» auf Berichte hätte verzichten müssen, als Probleme auftauchten. Haldimann führt als weiteres Argument für die Berichterstattung an, die Patientin habe noch gelebt, als «10vor10» letzten Donnerstag über die dramatische Entwicklung berichtete. Das Uni-Spital habe sich hoffnungsvoll gezeigt, dass ihr ein Kunstherz helfen könne. Die Patientin verstarb letzte Woche, weil ihr ein Herz der falschen Blutgruppe eingesetzt wurde. In diesem Zusammenhang läuft ein Strafverfahren gegen das Unispital wegen fahrlässiger Tötung.
Montag
26.04.2004