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Montag
16.05.2005

Das Erfolgsrezept von Cannes lautet: Gute Filme und viele Stars. Die Rechnung scheint auch diesmal aufzugehen: Der Wettbewerb zeigt ansprechendes Kino, und die Stars kommen zahlreich. Dass neben Regisseuren und Schauspielerinnen auch viele Möchtegernstars die Anwesenheit der 4000 Journalisten und Fotografen ausnutzen, hat in Cannes schon Tradition. Darum war bisher nicht nur von Woody Allen, George Lucas, Scarlett Johansson oder Charlotte Rampling die Rede, sondern auch von der Milliardenerbin Paris Hilton, dem Model Laetitia Casta oder dem Playboy-Häschen Victoria Silvstedt.

Der Wettbewerb weist ein ansprechendes Niveau auf. Mit zwei herausragenden Werken, die beide als mögliche Gewinnerfilme genannt werden, haben die Spekulationen um die Goldene Palme schon begonnen. Mit der französischen Produktion «Caché» ist der 63-jährige österreichische Regisseur Michael Haneke bereits zum 5. Mal in den Wettbewerb eingeladen. Es ist durchaus möglich, dass er diesmal seine erste Goldene Palme entgegennehmen kann. «Caché» ist ein typischer Haneke-Film: ungewöhnlich, eigen, verstörend. In zwei langen, unbewegten Einstellungen zu Beginn und am Schluss zwingt er den Zuschauer, sich seine eigenen Bilder zu suchen. Dazwischen zeigt er französisches Schauspielerkino mit Daniel Auteuil und Juliette Binoche auf hohem Niveau.

Mit «Elephant» hat der US-Filmemacher Gus Van Sant 2003 in Cannes die Goldene Palme gewonnen. Mit «Last Days» zeigt er nun seinen nächsten Film, und wiederum durchaus mit Gewinnchancen. Van Sant arbeitet ausschliesslich mit langen und sich teilweise wiederholenden Einstellungen. Er folgt einer Kurt Cobain - dem legendären Sänger der Grunge-Band «Nirvana» - nachempfundenen Figur, die mit schlurfenden Schritten die Zimmer seiner heruntergekommenen Villa abschreitet. Michael Pitt spielt Cobain intensiv und mit verblüffender Ähnlichkeit.

Noch ist das weltweit wichtigste Filmfestival erst knapp in der Halbzeit. Ausstehend sind etwa noch die Beiträge der Brüder Dardenne aus Belgien, des Dänen Lars von Trier oder des Deutschen Wim Wenders. Die Preise werden am 21. Mai vergeben.