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Sonntag
05.09.2004

Dieser Mann hat eine Mission und viel Geld: Haim Saban, Eigentümer von Deutschlands grösster Privat-TV-Gruppe ProSiebenSat.1, hat Interesse an der Zeitung «Jerusalem Post», wenn deren jetziger Eigentümer, die Hollinger International, «endlich einen vernünftigen Preis dafür haben will», erklärte der in Los Angeles residierende Medienmogul in einem ausführlichen Porträt, das am Sonntag in der «New York Times» (NYT) erschienen ist. Nach wie vor steht auch der britische Privat-TV-Sender ITV auf seiner Einkaufsliste, dem er eine proarabische Haltung vorwirft - für Saban offenbar ein wichtiger Grund, den Sender unter seine Fittiche zu nehmen.

Im NYT-Porträt bezeichnet es Saban als einen Glücksfall, dass er im August 2003 ProSiebenSat.1 erwerben konnte: «Unser grösster Vorteil war, dass wir Geld hatten, aber kein TV-Business im Rücken. Diese Gruppe hätte eigentlich von einem der grossen US-Sender (Majors) gekauft werden sollen, damit sie für ihre Programme über ein Outlet in Europa verfügen.»

Saban, bekannt auch für ungewöhnliche Auftritte und für sein proisraelisches Engagement, lud in diesem Jahr seine wichtigsten Werbeauftraggeber für die Senderkette nach Los Angeles in seine Privatwohnung ein und liess sie an einem Vortrag seines Freundes Bill Clinton teilnehmen. Kein Wunder, dass das Staunen darüber gross war: «Die hatten Leo Kirch nie in ihrem Leben gesehen und sassen auf einmal mit dem ehemaligen US-Präsidenten an einem Tisch», sagte Saban weiter. Den Deal besiegelte der in Ägypten geborene und 1956 nach der Suez-Krise nach Israel ausgewanderte US-Israeli am Handy - und an einem nicht ganz unbedeutenden Ort: Er stand mit seiner Familie mitten im Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau. «Ich fand es irgendwie spannend: Timing und Geografie kamen einfach so zusammen.»

Saban, der dank des Verkaufs seines Fox Family Channel an Disney-CEO Michael D. Eisner - der Sender war 1996 ganze 5,3 Mrd. US-Dollar schwer - zu Cash kam, ist kein Entrepreneur, «der Medienunternehmen wie Trophäen sammelt», wird Steven Rattner, Managing Director von Quadrangle Group in der NYT zitiert. Die Investmentfirma hatte Saban beim ProSiebenSat.1-Deal beraten. Die Zeitung bezeichnet ihn als einen Homo oeconomicus mit durchaus politischen Absichten und entsprechend guten Beziehungen. So scheute er sich nicht, den damaligen US-Botschafter in Berlin zu bitten, bei den deutschen Behörden ein gutes Wort für ihn einzulegen. Mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon telefoniert Saban laut NYT regelmässig.

Im derzeitigen US-Wahlkampf steht Saban eindeutig auf der Seite der Demokraten (denen er schon mal einen Wahlhilfe-Check von 7 Mio. US-Dollar zukommen liess), obwohl er mit einigen Zielen der republikanischen Präsidentschaft von George W. Bush übereinstimmt. In der Summe jedoch ist Sabans Urteil über Bush vernichtend: «Es wird jeden Tag nur noch schlimmer» - was sich auf Englisch schöner liest: «I think Bush is just messing it up every day more.»