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Montag
03.09.2007

Im Fall der ermordeten russischen Journalistin Anna Politkowskaja gibt es wieder weniger Hoffnung auf eine Aufklärung. Ein Moskauer Militärgericht hob den Haftbefehl gegen einen Mitarbeiter des Inlandgeheimdienstes mangels Beweisen auf. Dies meldete die Nachrichtenagentur Interfax am Montag. Die Verhaftung basiere auf Mutmassungen und sei daher unrechtmässig, sagte ein Gerichtssprecher. Vor einer Woche hatte Generalstaatsanwalt Juri Tschaika die Verhaftung von zehn Verdächtigen und die «Aufklärung des Mordfalls» verkündet. Nach seinen Worten sollen Tschetschenen sowie «Staatsfeinde im Ausland» die Kremlkritikerin ermordet haben.

Inzwischen seien nur noch fünf Haftbefehle in Kraft, hiess es in Moskauer Medien. Bei der regierungskritischen Zeitung «Nowaja Gaseta» sprachen Kollegen Politkowskajas von einer zielgerichteten Störung des Verfahrens durch politische Kräfte. Einige der Beschuldigten konnten Alibis vorweisen. Der Auftraggeber und der Mörder seien weiter in Freiheit, sagte der Sohn der getöteten Journalistin, Ilja Politkowski.

Politkowskaja war am 7. Oktober 2006 bei der Rückkehr vom Einkaufen im Lift ihres Hauses mitten in Moskau erschossen worden. Sie hatte für die «Nowaja Gaseta» vor allem aus Tschetschenien über Menschenrechtsverletzungen durch russische und tschetschenische Sicherheitskräfte berichtet. Der Mord hatte weltweit Bestürzung ausgelöst. - Siehe auch: Zwei Verdächtige im Mordfall Politkowskaja wieder auf freiem Fuss und Amtliche Politkowskaja-Mordthese bezweifelt