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Sonntag
03.04.2005

Das ZDF hält an seinem Serienstar Karsten Speck fest. Der Ostdeutsche, der sich zurzeit wegen Immobilienbetrugs in Millionenhöhe im offenen Strafvollzug befindet, darf weiterhin fürs ZDF drehen, wie die «Süddeutsche Zeitung» am Wochenende berichtete. Im Sender hiess es weiter, Speck habe den Betrug als Privatperson begangen, was wohl bedeuten soll, dass er als Schauspieler noch glaubwürdig ist. Karsten Speck spielt in der erfolgreichen Serie «Hallo Robbie» die Rolle des Leiters der Seehundestation. Das Format ist sehr erfolgreich, die vierte Staffel war gerade abgedreht, als Karsten Speck auf Grund seines Millionenbetrugs wochenlang in den deutschen Medien für negative Schlagzeilen sorgte.

In der DDR war Karsten Speck ein Star. Er konnte moderieren, singen, tanzen, schauspielern und sah ausserdem noch gut aus. Er übernahm «Ein Kessel Buntes», die grosse Samstagabendshow des Ost-Fernsehens. Kurz darauf brach die DDR zusammen. Nach der Wende moderierte und schauspielerte er weiter. Ein Kritiker schreibt, Speck sei «ein Harald Juhnke in jung», aber dazu fehlten ihm in Wahrheit wohl doch mehr als nur Abstürze. Er trat in Vorabendserien auf, Theaterstücken, Musicals und Fernsehshows. Er machte viel, aber womöglich hatte er das Gefühl, dass das nicht reichen würde. Mitte der 90er Jahre stiegen seine Frau, er und einige Bekannte ins Immobiliengeschäft ein, doch die Projekte in Sachsen, Brandenburg und Westfalen scheiterten. Speck musste helfen, Geld heranzuschaffen, und dass er bekannt war und darum als seriös galt, half ihm dabei. Am Ende waren insgesamt 20 Millionen Euro weg, und einer der geprellten Anleger hatte sich vor den Augen seiner Frau vor einen Lastwagen gestützt.

Beim Prozess spielte Karsten Speck lange einen Ostdeutschen, der wie viele andere ohne Schuld in eine kriminelle Sache hineingeraten waren. Erst 2 Jahre und 128 Verhandlungstage später – inzwischen war er wegen Fluchtgefahr eingesperrt worden – gestand er, dass es ihm egal war, ob die Anleger Geld verloren oder nicht. Das Gericht verurteilte ihn daraufhin zu 2 Jahren und 10 Monaten Haft. Das war im vergangenen November. Ob auch andere Sender zu Karsten Speck halten werden und dem ostdeutschen Multitalent neue Rollen anbieten werden, wird sich zeigen.