Der 77-jährige Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas hat beim Landgericht Hamburg eine Einstweilige Verfügung gegen die Joachim-Fest-Autobiografie «Ich nicht» erwirkt. Eine Passage des Werks enthalte eine vorsätzliche üble Nachrede. Dem Rowohlt Verlag werde mit einem Ordnungsgeld von 250 000 Euro gedroht, teilten die Habermas-Anwälte am Freitag mit. In einer Passage des Buches des kürzlich verstorbenen Fest wird Habermas als etwa 14-Jähriger in die Nähe des NS-Regimes gerückt.
«Jürgen Habermas wird es nicht hinnehmen, wenn Medien die ehrverletzenden Behauptungen von Joachim Fest weiter verbreiten», erklärten die Anwälte. Rowohlt kündigte bereits Widerspruch gegen die Einstweilige Verfügung an. Dies sagte der kaufmännische Leiter des Verlags, Eckhard Kloos, der Nachrichtenagentur dpa am Freitag. Bereits Ende Oktober hatte die Ringier Publishing GmbH laut den Habermas-Anwälten eine Unterlassungserklärung wegen der Verbreitung der Passage in der Zeitschrift «Cicero» und ehrverletzender Behauptungen abgegeben.
Habermas hatte sich zuvor in scharfer Form gegen den Bericht der Zeitschrift gewandt. Es handle sich um eine Denunziation, «die das durchsichtige Ziel verfolgt, zusammen mit Grass eine unbequeme Generation von Intellektuellen abzuräumen», schrieb Habermas damals in einer Stellungnahme an «Cicero»-Chefredaktor Wolfram Weimer. Der «Cicero»-Autor Jürgen Busche setzte sich in seinem Artikel mit einem seit Jahrzehnten kolportierten Gerücht auseinander. Dabei zitiert Busche auch eine Passage aus Fests kürzlich erschienener Autobiografie «Ich nicht», in der Habermas zwar nicht direkt mit Namen genannt wird, aber gemeint sein dürfte.
Sonntag
05.11.2006