Reporter ohne Grenzen (ROG) ist beunruhigt angesichts «zunehmender Schikanen und Drohungen» gegen Medien durch den regierenden Militärrat in Ägypten. Der Rat hatte am Sonntag damit gedroht, gegen Journalisten, die den «sozialen Frieden bedrohen», das Notstandsgesetz anzuwenden. ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard befürchtete am Dienstag eine missbräuchliche Anwendung der Regelungen, um kritische ägyptische Medien mundtot zu machen. «Wir drängen den Obersten Rat, die Entscheidungen der vergangenen Tage rückgängig zu machen, damit Pressefreiheit sechs Monate nach dem Sturz von Hosni Mubarak eine Realität wird», so Julliard.
Am 11. September liessen die Behörden ebenfalls den Hauptsitz der ägyptischen Zweigstelle des Fernsehsenders Al-Dschasira in Kairo durchsuchen. Der ägyptische Informationsminister Osama Heikal kündigte ausserdem einige Tage zuvor die Aussetzung der Vergabe von Lizenzen an Satellitenfernsehsender an. Zudem wurden in den vergangenen Monaten eine Reihe von Journalisten und Bloggern juristisch verfolgt und unter Druck gesetzt.
Reporter ohne Grenzen verurteilte die Repressionen als «Rückkehr in die Vergangenheit», sprich in die Ära Hosni Mubaraks. Seit dem Sturz des Machthabers und der Übernahme der Regierungsgeschäfte durch das Militär habe der regierende Rat wiederholt Entscheidungen getroffen, die zu einer Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit geführt hätten.