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Dienstag
29.03.2011

Urs P. Gasche, der Gründer des neuen Onlineportals «Infosperber», erklärt, wieso in seinem Projekt die Informationen gratis zur Verfügung gestellt werden und wieso er keine Konkurrenz zu anderen Informationsportalen darstellen will.

Klein Report: Arbeiten Sie mit diesem Gratisportal nicht den Journalisten - speziell den Jungen - entgegen, die für ihre Arbeit einen Lohn brauchen?
Urs P. Gasche: Es verdienen nur noch Redaktorinnen und Redaktoren ordentlich. Diese speisen freie Journalistinnen und Journalisten schon heute mit Trinkgeldern ab. Viele von diesen verdienen den Rest mit PR. Diese Vermischung von PR und Journalismus ist meines Erachtens unerwünscht. Abgesehen davon gefährdet «Infosperber» ja keine bezahlten Stellen.

Klein Report: Wieso nicht?
Gasche: «Infosperber» ist in zweierlei Hinsicht eine offene Plattform. Erstens ist sie offen für alle Journalistinnen und Journalisten, welche die publizistischen Richtlinien akzeptieren und die Ziele der Plattform unterstützen. Es ist eine Plattform für Recherchen, übersehene oder vernachlässigte, aber relevante Informationen, sowie für pointierte Kommentare. Es gibt keinen Pflichtstoff. Die Plattform will die dominierenden Medien in der Schweiz nicht konkurrenzieren, sondern ergänzen. Zweitens ist «Infosperber» für alle kostenlos zugänglich. Die Beiträge auf dieser Plattform dürfen in ungekürzter Form weiterverbreitet werden, sofern sie mit einer korrekten Quellenangabe gekennzeichnet werden. «Infosperber» schafft damit ein Gemeingut, das dem Gemeinsinn verpflichtet ist.

Klein Report: Befürchten Sie nicht, dass Sie die Gratismentalität des Internet damit zementieren und damit auch die Position vertreten, dass gute Informationen gratis zu haben sind?
Gasche: Gute Informationen hat es schon immer bezahlt und kostenlos gegeben.

Klein Report: Kann kommerzieller Journalismus heute Ihrer Meinung nach nicht mehr die nötigen staatstragenden Informationen liefern, die eine demokratische Gesellschaft erfordert? Und wenn nein, wo sehen Sie die Gründe dafür?
Gasche: Die Journalisten haben immer weniger Mittel zur Verfügung, um bei den PR-dominierten Informationen die Spreu vom Weizen zu trennen.

Klein Report: Sie haben selbst 150 000 Franken investiert: Das heisst, Sie sind überzeugt, dass das Projekt funktioniert. Weshalb?
Gasche: Jedes Projekt ist ein Wagnis. Unser Portal will die Auftritte grosser Medienkonzerne mit relevanten Informationen ergänzen. Ich bin überzeugt, dass der Bedarf vorhanden ist. Die Mittel sind bescheiden, das Projekt gemeinnützig. Es ist auf lange Frist angelegt. Wer dafür arbeitet, tut dies weitgehend unentgeltlich. Diesem Idealismus steht eine Garantie gegenüber: Die Plattform gehört weder einem Unternehmen noch einer Einzelperson, die das publizistische Konzept eines Tages verändern oder die Plattform sogar verkaufen könnte.