Der deutsche Publizist Günter Wallraff hat nach mehr als zehnjähriger Pause wieder als Enthüllungsreporter Missstände aufgedeckt. «Die Zustände fordern es», sagte der 64-jährige Schriftsteller der deutschen Presseagentur DPA am Donnerstag in Köln. Für seine jüngste Enthüllung habe er unter falscher Identität als Bewerber in einem Kölner Callcenter angeheuert. Für die Rolle habe ihn ein Maskenbildner um 15 Jahre verjüngt. «In den Callcenters, die sich ausbreiten wie eine Seuche, werden Leute zu Betrügern ausgebildet», kritisierte der Schriftsteller. Äusserlich kämen die inzwischen mehr als 5500 Callcenter in Deutschland meist seriös daher, aber: «Den Leuten werden Dinge angedreht, die sie nicht brauchen oder die ihnen schaden.» Beispiele seien Abonnements, Versicherungsverträge oder Lottolose.
Wallraff ist international vor allem mit seinen Büchern «Industriereportagen», «Ganz unten» und «Der Aufmacher - Der Mann, der bei `Bild` Hans Esser war» bekannt geworden, für die er sich in den anvisierten Betrieben mit falschen Identitäten ausgab, um später die dortigen Arbeitsbedingungen anzuprangern.
Donnerstag
24.05.2007