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Donnerstag
20.10.2005

In der Schweiz ist unter Verlegern eine Krankheit ausgebrochen, die man als Zeitungs-Gründungsfieber bezeichnen kann. Wie der Klein Report weiss, hat die Ringier-Konzernleitung am Mittwoch an einer ausserordentlichen Sitzung heftig über die Zukunft nachgedacht. Unter anderen plant der Grossverlag, zusätzlich zum «SonntagsBlick» eine Gratis-Sonntagspublikation auf den Markt zu bringen. Zudem denkt Ringier offenbar alle Varianten von Gratis-Tageszeitungen durch. Laut «Tages-Anzeiger» vom Donnerstag gibt es ein Projekt mit dem Arbeitstitel «Day!», das als «20 Minuten»-Konkurrenz aufgebaut werden soll.

Anderseits liegt dem Klein Report der Dummy des offensichtlich weit gediehenen Vorhabens «Cash Daily» vor, einer Gratis-Abendzeitung «für Geld, Geist und Gewinn», wie sie im Untertitel vorderhand heisst. Das 16 Seiten umfassende Tabloidblatt soll Mitte nächsten Jahres an den Start gehen und die Leserschaft von Montag bis Freitag ab 16 Uhr mit druckfrischen News beglücken. Als Zielgruppe peilt Ringier ein Premium-Segment an, das unter anderem die 1.-Klass-Abteilen der SBB und die Swiss-Business-Class-Flügen in Europa benützt. Zusätzlich zur Abendzeitung sollen in einem Schweizer Fenster auf n-TV täglich um 19 Uhr live 10 bis 12 Minuten «Cash Daily» ausgestrahlt werden. In dieser Wirtschaftssendung sollen die wichtigsten Themen des Tages aufgegriffen und ein Lifestyle-Beitrag gesendet werden sowie ein Studiogast zu Wort kommen. Wer den Dummy von «Cash Daily» schon einmal anschauen möchte, die ersten Seiten unter:
http://www.kleinreport.ch/article.phtml?id=8&page=1

Aber auch die Tamedia hat ihre Projekte in der Schublade, mit denen sich der Verwaltungsrat Mitte nächster Woche befassen wird. Dies betrifft vorab die Regionalzeitungs-Strategie des «Tages-Anzeigers», für die der künftige Tagi-Verlagsleiter Rolf Bollmann seine Vorstellungen präsentieren soll. Dann wird sich weisen, ob sich am bisherigen Aufbau etwas ändern soll. Trotz einiger Reibereien mit gewissen Behörden am linken Zürichseeufer (Klein Report vom Donnerstag) wird das Pilotprojekt von den Verantwortlichen als erfolgreich eingestuft: «Wir sammeln am linken Zürichseeufer viele Erfahrungen, die wir analysieren und aus denen wir lernen. Diese Lernprozesse bilden die Basis für die nächsten Entscheidungen, die anstehen», teilte die für den Regionalbereich zuständige Daniela Decurtins dem Klein Report am Donnerstag mit.

Zur Sprache kommen wird aber auch das Projekt «20 Minutes» für die Westschweiz. Zwar hat Noch-Geschäftsleiter Rolf Bollmann von «20 Minuten» am Donnerstag eine geplante Mitarbeiter-Information nur wenige Stunden vor dem Termin auf Montag verschoben («Weil ich kurzfristig einen anderen Termin wahrnehmen muss...»), aber das ändert nichts am Grundsätzlichen: Die Tamedia ist wild entschlossen, auch im Welschland «viele Erfahrungen» zu sammeln, was den auf Rendite getrimmten Konzern teuer zu stehen kommen kann. «Der Markt Romandie ist ganz anders als die Deutschschweiz», warnt eine Spezialistin, die beide Seiten des Röstigrabens kennt. - Mehr dazu: Tamedia startet Westschweizer «20 Minutes» und «Tages-Anzeiger» hat Knatsch auf dem Land