Die Schweizerische Schillerstiftung hat am Samstag in der Landesbibliothek in Bern ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. Bei dieser Gelegenheit wurde der Grosse Schillerpreis 2005 an die Aargauer Lyrikerin Erika Burkart verliehen. Die Stiftung sei bis heute die einzige Institution, die jährlich Preise für Werke aus allen Landessprachen vergebe, erinnerte der jetzige Stiftungsratspräsident Peter Uhlmann in seiner Grussbotschaft vor gegen 200 Gästen. Ihre Arbeit sei gerade heute, wo überall der Gürtel enger geschnallt werde, «dringender denn je», ergänzte Jean-Frédéric Jauslin, Direktor des Bundesamts für Kultur (BAK), in seiner Festansprache. Burkart ist die erste Frau in der 100-jährigen Geschichte der Stiftung, die den alle vier bis sechs Jahre vergebenen, mit (heute) 30 000 Franken dotierten Grossen Schillerpreis erhalten hat. Erster Preisträger war 1920 der einzige Schweizer Literaturnobelpreisträger Carl Spitteler gewesen.
Es folgten unter anderen C.F. Ramuz, Meinrad Inglin, Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch, Hugo Loetscher und Maurice Chappaz. Eine szenische Textcollage mit Zitaten aller 17 Preisträger - vorgetragen in den vier Landessprachen - rollte an der Jubiläumsfeier die Geschichte der Schillerstiftung als ein Stück Schweizer Literaturgeschichte auf.
Das Werk der diesjährigen Preisträgerin könne man als «Schule der Wahrnehmung» begreifen, sagte der deutsche Literaturwissenschaftler Jürgen Egyptien in seiner Laudatio. Es «eröffne dem von der modernen technischen Zivilisation geprägten Menschen die Chance, seiner existenziellen Zugehörigkeit zum Ganzen der Natur gewahr zu werden». Mit einer beeindruckenden Lesung aus ihrem druckfrischen neuen Gedichtband «Ortlose Nähe» stellte darauf die 83-jährige Doyenne der deutschsprachigen Lyrik ihre Meisterschaft unter Beweis.
Die Schweizerische Schillerstiftung war im 100. Todesjahr Friedrich Schillers gegründet worden. Anstoss gab die Deutsche Schillerstiftung, die eine Tochterfiliale in der Schweiz initiieren wollte.
Sonntag
01.05.2005