In der Deutschschweiz erscheint am 19. September mit «.ch» eine neue Gratis-Tageszeitung im Tabloidformat. Die Zeitung soll «in den Städten und Agglomerationen Zürich, Bern, Basel, Luzern und St. Gallen lanciert» werden, teilt der Initiant Sacha Wigdorovits am Sonntagvormittag mit. «.ch» erscheine «mit einer Startauflage von 425 000 Exemplaren, von denen der grösste Teil frühmorgens nach Hause geliefert wird», heisst es weiter. Die Zustellung sei kostenlos. «Über 70 Prozent der Auflage werden in den fünf grossen urbanen Zentren der deutschen Schweiz vor 7 Uhr morgens gratis nach Hause geliefert und im Eingangsbereich der Liegenschaften in 35 000 Zeitungsständern deponiert werden.» Verantwortlich für den Vertrieb sei die Basler Firma Direct Mail Company DMC. «Die anderen Exemplare werden in Boxen auf dem Netz des öffentlichen Verkehrs aufgelegt und von Handverteilern abgegeben.» Der Druck der fünf Regionalausgaben erfolge dezentral in den Druckereien Vorarlberger Medienhaus Schwarzach, Zehnder Druck (Wil SG) und ZT print (Zofingen).
Chefredaktor der Tageszeitung, die sich «in erster Linie an 19- bis 59-Jährige» richte, wird Rolf Leeb (44). Der Wirtschafts- und Sportjournalist war unter anderem bei den «Luzerner Neuesten Nachrichten», «Blick», «Schweizer Illustrierte» und für die «Neue Luzerner Zeitung» tätig. Stellvertretender Chefredaktor wird Marcel Siegenthaler (39), der unter anderem als Nachrichtenchef, Blattmacher und Sportchef beim «Blick» war. Geschäftsführerin von «.ch» wird die bisherige Verlagsleiterin der «SonntagsZeitung», Caroline Thoma (42). Die Redaktion werde beim Start im September 38 Redaktoren beschäftigen, 17 Personen werden es gemäss Mitteilung im Verlag sein.
Die Gratiszeitung fokussiere auf «die drei Themenbereiche Nachrichten, Sport und Service/Lifestyle». Für die einzelnen Ballungsräume werden regionale Splitausgaben herausgegeben. Das neue Produkt sei «politisch neutral und verzichtet auf redaktionelle Kommentare».
Vollmundig erklärt Wigdorovits: «Wir wollen uns als Qualitätszeitung klar oberhalb von `20 Minuten` und `Blick` positionieren.» Er bezeichnet sich selber als «Gründer und Initiant von `.ch`» und fügt über sich selber in der dritten Person an, «...der 1999 bereits die Pendlerzeitung `20 Minuten` lanciert hatte». Kein Wort über das Gründungsteam mit Klaus Stöhlker, Prof. Dr. Wolfgang Larese, Chefredaktor Urs Weber (leider selig) und Star-Verlagsmanager «Bleifuss» Rolf Bollmann sowie einem starken Redaktionsteam, mehrheitlich beim «Blick» abgeworben, wo Wigdorovits vor Jahren einmal ein paar Monate Chefredaktor war. Kurzum: Die ganze Sozial- und Fachkompetenz fehlt dem Projekt.
Das Logo «.ch» wurde von der Zürcher Werbeagentur Publicis entwickelt, unter der Leitung von Markus Gut. Die Agentur Publicis mit Anteilseigner Fredy Collioud gehört zum Netzwerk der Beratungsagentur Contract Media von Wigdorovits. Fredy Collioud und der designierte Chefredaktor Rolf Leeb sind Verwaltungsratsmitglieder der Contract Media AG sowie Max Wiener, lange Jahre Mitglied der Konzernleitung der Ringier AG. Das Zeitungsdesign stammt gemäss Mitteilung von den Grafikern Ralph Schraivogel und Jürg Candrian.
Als regelmässige Kolumnisten werden aufgeführt: Thomas Held, Direktor von Avenir Suisse, Fussballexperte Alain Sutter, der Schauspieler Stefan Gubser und Oliver Stock, der Schweizer Korrespondent des «Handelsblatts».
Zu guter Letzt - aber nicht ganz unwichtig - die Geldgeber: Hinter dem Projekt stünden «private Investoren aus der Schweiz und dem Ausland», heisst es da sybillinisch nichts sagend. Dafür gibt es ein paar Informationen zum Verwaltungsrat, aber nicht zur AG selber: «Der Verwaltungsrat der Verlagsgesellschaft, die `.ch`herausgibt, setzt sich zusammen aus Unternehmer Hans Ziegler (Präsident), Andreas Rihs, Gründer des Hörgeräteherstellers Phonak, dem Vorarlberger Verleger Eugen Russ, dem Wiener Medienunternehmer Michael Grabner, Werner Bonadurer, Lehrbeauftragter der Universität St. Gallen und früheres Konzernleitungsmitglied der UBS, sowie Sacha Wigdorovits (Delegierter).»
Sonntag
17.06.2007