Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass stellt sich im Streit zwischen Adolf Muschg als noch amtierender Präsident der Berliner Akademie der Künste und den Akademiemitgliedern auf die Seite des Zürcher Autors. «Er hat die gleichen Probleme, mit denen ich schon zu kämpfen hatte», erklärte Grass am Mittwoch der Deutschen Presseagentur. Der renommierte Romancier hatte in den Achtzigerjahren der Akademie vorgestanden und schon damals festgestellt, dass diese «dringend reformbedürftig» sei.
Der Präsident habe in der gegenwärtigen Situation keinen ausreichenden Spielraum, Programme zu entwickeln, die das Zusammenwirken der einzelnen Abteilungen ermöglichen. Deren Leiter behinderten mit ihrer «Kurfürstenherrlichkeit» die Arbeit der Organisation, erklärte Grass mit einem Seitenhieb auf den Kollegen Peter Härtling, der am Wochenende Muschg heftig krisiert hatte. «So bleibt aus meiner Sicht und sicherlich auch aus Muschgs Erfahrung das eigentliche Potenzial dieser Akademie ungenutzt», sagte Grass. «Wenn das so weiterläuft, verliert die Akademie ihre Berechtigung.»
Mittwoch
21.12.2005