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Mittwoch
06.09.2006

Der deutsche Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass hat den Medien eine Mitschuld an der Debatte über seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS am Ende des Zweiten Weltkriegs gegeben. «Das Leseexemplar dieses Buches lag den Redaktionsstuben der deutschen Zeitungen seit Wochen vor», sagte Grass am Dienstag in Frankfurt bei der zweiten öffentlichen Lesung aus seiner soeben erschienenen Autobiografie «Beim Häuten der Zwiebel». Erst die Vorabveröffentlichung in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) hatte des Thema ins Rollen gebracht. Grass betonte: «Ich habe nichts der FAZ gegenüber gestanden, ich habe etwas in meinem Buch gestanden - die FAZ ist nicht die Institution, die von einem Menschen Geständnisse verlangen kann.»

Grass erzählt in seiner Biografie erstmals davon, dass er in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs als Jugendlicher kurzzeitig der Waffen-SS angehörte. Deswegen ist er in den letzten Wochen heftig kritisiert worden. Grass wird vorgeworfen, im Nachkriegsdeutschland als «Moralapostel» aufgetreten zu sein, ohne seine eigene Vergangenheit völlig aufgedeckt zu haben.