Der Polit-Grafiker Klaus Staeck ist am Samstag überraschend zum neuen Präsidenten der Berliner Akademie der Künste gewählt worden. Der 68-Jährige wird damit Nachfolger des Schweizer Schriftstellers Adolf Muschg. Muschg war im Dezember wegen Auseinandersetzungen über den künftigen Kurs der Akademie von seinem Amt zurückgetreten. Er wünschte Staeck nach seiner Wahl viel Glück: «Ich bin froh, dass die Akademie einen Mann von Format gewählt hat, der mit viel Realismus und gesundem Menschenverstand die Polarisierung in der Akademie abbauen kann», sagte Muschg gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Der zuletzt amtierende Präsident Matthias Flügge sagte, Staeck sei mit «einer grossen, satten Mehrheit» gewählt worden. Staeck soll die renommierte, über 300 Jahre alte Berliner Akademie der Künste mit ihrem problematischen Neubau am Brandenburger Tor aus einer ihrer schwersten Krisen helfen. Staeck kündete eine «kämpferische Akademie» an, die sich vor Auseinandersetzungen «ohne faule Kompromisse» nicht scheuen werde, wie er am Samstagabend in seiner ersten «Treppenrede» im Neubau am Pariser Platz nach seiner Wahl sagte. «Wir werden die Rolle erfüllen, die uns das Gesetz auferlegt - wir werden uns einmischen wo immer es Not tut.» Allerdings werde auch die Akademie «die grossen Erwartungen in dieser Gesellschaft nach Sinn-Stiftung nicht erfüllen».
Die Akademie werde mit vielen Veranstaltungen in Erscheinung treten, aber keine «Event-Kultur» liefern und keine Verpflichtungen gegenüber den Kunstmärkten eingehen. Staeck war vom Dramatiker Rolf Hochhuth öffentlich für das Amt vorgeschlagen worden. «Klaus Staeck ist ein grosser Künstler, in dessen Werk die Politik im Zentrum steht», sagte Hochhuth. Er gehöre an die Spitze der Akademie, weil er mit seinen Plakaten jahrzehntelang Mut demonstriert habe. Der Grafiker gehört seit mehr als drei Jahrzehnten zu den profiliertesten und gefragtesten politischen Plakatkünstlern Deutschlands. Siehe auch: Muschgs Rücktritt angenommen - Eklat an Pressekonferenz
Montag
01.05.2006