Jedes Jahr wählen Konsumenten in Deutschland den Gewinner des «Goldenen Windbeutels» für die dreisteste Werbelüge eines Lebensmittelherstellers des Jahres. 2012 sind Unilever, Teekanne, Netto, Radeberger und Hipp nominiert. Die Internetabstimmung (www.abgespeist.de) läuft noch bis zum 18. Juni. Die bisherigen Gewinner des «Goldenen Windbeutels» waren Milch-Schnitte von Ferrero (2011), Monte Drink von Zott (2010) sowie Actimel von Danone (2009).
Die Verbraucherorganisation foodwatch hat für 2012 diese fünf Produkte nominiert und begründet die Nominationen bitterbös und messerscharf:
Becel pro-activ von Unilever, das Medikament zum Aufs-Brot-Schmieren: eine Margarine mit hochkonzentriert zugesetzten Pflanzensterinen, die den Cholesterinspiegel senkt. Trotz aller Hinweise auf Risiken und Nebenwirkungen und völlig unklarer Langzeitfolgen verkaufe Unilever das Produkt frei für jedermann im Supermarkt und nehme damit in Kauf, dass auch Gesunde ohne Not an ihren Blutwerten herumdoktern.
Teekanne Landlust Mirabelle & Birne, das Land-Imitat vom Fliessband: «Wie aus dem eigenen Garten? Von wegen! Bei dem Teekanne-Produkt handelt es sich um einen Standard-Industrie-Früchtetee, der nur teurer verkauft wird. Ohne Aromen würde der Tee auch nicht nach Mirabelle schmecken: Denn die haben es nur als Abbildung auf die Packung, nicht aber in den Teebeutel geschafft.»
Viva-Vital-Hackfleisch-Zubereitung mit pflanzlichem Eiweiss von Netto-Marken-Discount, das gestreckte Hack: 30 Prozent Fleisch werden ersetzt durch billiges, mithilfe von Weizen schnittfest gemachtem Wasser. «Die laut Werbehinweis `30 Prozent weniger Fett `sind damit keine Besonderheit, sondern logische Folge des Streckens - und rechtfertigen keineswegs den Preisaufschlag von mehr als 30 Prozent gegenüber reinem Hackfleisch. Hier geht es nicht um weniger Fett oder eine Reduktion des Fleischkonsums, sondern schlicht um mehr Brutto für Netto.»
Clausthaler Classic von Radeberger, das «alkoholfreie» Bier mit Alkohol: Enthält 0,45 Vol.-Prozent Alkohol, weshalb das Gebräu in anderen Ländern auch korrekt als «low alcohol» («alkoholarmes») Bier gekennzeichnet ist. Nur dort, wo kein Gesetz die Schummelei mit der «alkoholfrei»-Etikettierung verbietet, verkaufe Redeberger seine Kunden für dumm.
Hipp-Instant-Tees Früchte, Waldfrüchte und Apfel Melisse, die Zuckertees für Kleinkinder, welche von Hipp ab dem zwölften Lebensmonat empfohlen werden. Doch die Instant-Zucker-Tees bringen es auf umgerechnet zweieinhalb Stück Würfelzucker pro 200-Milliliter-Tasse. Das ist laut foodwatch nicht nur überflüssig, weil es Tee auch ungesüsst gibt - es widerspreche auch allen Empfehlungen für die Ernährung von Kleinkindern. Und es passe ganz und gar nicht zum Anspruch von Unternehmenschef Claus Hipp, der sich für die Herstellung «gesunder» und «kindgerechter» Produkte «verbürgt». Oliver Huizinga von foodwatch: «Um Profit zu machen, dient Hipp Eltern Zuckertee als empfehlenswertes Kindergetränk an. Verantwortliches Marketing sieht anders aus.»