Der ungarische Literatur-Nobelpreisträger Imre Kertész ist am Montag in Weimar mit der Goethe-Medaille 2004 geehrt worden. Er erhalte die Auszeichnung des Goethe-Instituts für seinen neuen und erschreckenden Blick, den er auf den Holocaust werfe, sagte der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, in seiner Laudatio.
Oberbürgermeister Volkhard Germer lobte Kertészs «Roman eines Schicksallosen» als ein Stück Weimarer Literatur genauso wie Goethes «Wahlverwandtschaften». Die Medaillen werden jährlich am 22. März, dem Todestag Goethes, in Weimar verliehen. Der Jude Kertész, 1929 in Budapest geboren, war 1944 von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Auschwitz und danach ins KZ Buchenwald bei Weimar verschleppt worden. In seinem «Roman eines Schicksallosen», für den er im Jahr 2002 den Literatur-Nobelpreis erhielt, beschreibt er seine Erfahrungen als Kind und Jugendlicher in Konzentrationslagern der Nationalsozialisten.
«Es gelingt ihm in seiner Literatur, das Unbegreifliche in Sprache zu fassen und das Nichtdarstellbare darzustellen», begründete das Goethe-Institut die Auszeichnung. In seinen Dankesworten beschrieb der Autor die Schwierigkeiten, mit Erinnerungen und den «brennenden Bildern» umzugehen. Weitere Ehrungen überreichte die Präsidentin des Goethe-Instituts, Jutta Limbach, an den indischen Theatermann Mohan Agashe, den amerikanischen Literaturwissenschaftler Paul Michael Lützeler, den weissrussischen Philosophen Anatoli A. Michailow sowie an den brasilianischen Kulturpolitiker Sergio Paulo Rouanet.
Mit der vom Goethe-Institut gestifteten und seit 1954 verliehenen Auszeichnung werden Persönlichkeiten aus dem Ausland geehrt, die sich um die Vermittlung der deutschen Sprache und den internationalen Kulturaustausch verdient gemacht haben.
Montag
22.03.2004