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Montag
12.04.2004

Die deutsch-polnische Grenzstadt Görlitz, berühmt für ihre aufwändig renovierte barocke Altstadt und für die hohe Arbeitslosenquote, bekommt just am internationalen Tag der Arbeit eine neue Tageszeitung, die «Görlitzer Allgemeine». Zeitungsgründer Markus Kremser, eben 30 Jahre jung geworden, wirbt derzeit mit Plakaten wie «Kaufen Sie Ihre Milch etwa in Dresden?» für Deutschlands jüngste Zeitung - und zielt mit der Frage auf die «Sächsische Zeitung», die in Sachsens Hauptstadt gedruckt wird und eben auch in der Nieder-Lausitz verteilt wird.

Doch zum 1. Mai solls anders werden: Kremser und zwölf Mitarbeitende bauen beim Start der «Görlitzer Allgemeinen» nicht nur auf neue Chancen nach der EU-Erweiterung, sondern auch auf die tiefe Abneigung der Görlitzer gegen alles, was aus Dresden kommt, schreibt Newsroom.de am Wochenende.

Maximal 5000 Exemplare der Zeitung sollen zunächst täglich gedruckt und in Görlitz sowie in den umliegenden Landkreisen vertrieben werden. Die Sächsische Zeitung kommt in dem Gebiet zum Vergleich auf eine Auflage von rund 60 000. Mit 60 Cent soll die «Görlitzer Allgemeine» die «Sächsische Zeitung» aber um zehn Cent unterbieten und deshalb bei der Auflage bald aufholen. Woher das Geld für das Blatt genau kommt und wieviel investiert wurde, will Kremser nicht sagen.

Neben dem Görlitzer Lokalpatriotismus sind es vor allem zwei Grundsätze, die das neue Blatt zum Erfolg führen sollen. Einmal, stärker als die Konkurrenz den lokalen Aspekt aller aktuellen Themen darzustellen. Und - längerfristig - die Überzeugung, in einer Region mit Zukunft zu leben. Es gingen jetzt schon immer weniger junge Menschen in den Westen, wird Kremser zitiert. «Und mit der Osterweiterung wird sich das zur Boom-Region entwickeln.» Da fehlt zum Glück der Niederschlesier nur noch die Ernennung zur Kulturhauptstadt Europas, um die sich die Stadt bewirbt.