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Sonntag
15.04.2007

Die Gewerkschaft Kommunikation (GeKo) und der Schweizerische Eisenbahn- und Verkehrspersonalverband (SEV) werden nicht zur zweitgrössten Einzelgewerkschaft der Schweiz fusionieren. Die GeKo-Präsidenten zogen ihr Angebot zum Zusammenschluss zurück. Auslöser dazu war laut einer Mitteilung der GeKo vom Samstag die Haltung der SEV-Geschäftsleitung. Diese hatte am 3. April mit 8 zu 7 Stimmen eine Fusion abgelehnt. Die Präsidentenkonferenz der GeKo nahm dies an ihrer Sitzung zur Kenntnis und zog nun die Notbremse. «Wir wollen dem SEV nun Zeit lassen», sagte GeKo-Vizepräsident Giorgio Pardini und fügte bei: «Die Tür bleibt für den SEV offen.»

Für einen Zusammenschluss brauche es eine breite Zustimmung. Die wiederum sieht Pardini beim SEV zurzeit nicht gegeben. Langfristig sieht er allerdings «nicht viele Alternativen». Beide Verbände schlagen sich mit den gleichen Problemen herum. Sowohl der SEV als auch die GeKo haben in den vergangenen Jahren beispielsweise Mitglieder verloren. Und beide Organisationen stehen den Liberalisierungs- und Privatisierungsbestrebungen in der Netzwerkindustrie gegenüber. Der jurassische SP-Ständerat und SEV-Präsident Pierre-Alain Gentil sieht die Fusion nicht auf alle Ewigkeit begraben. Die Gründe für die derzeit ablehnende Haltung des Eisenbahnerverbandes vermutet Giorgio Pardini in den Strukturen des SEV. Dieser vereinigt unter einem nationalen Dach zehn eigenständige Unterverbände. «Das macht Veränderungen, die eine sehr breite Unterstützung erfordern, sehr schwierig.»

In der Geschäftsleitung votierten denn auch die Vertreter der SBB-Berufe gegen die Fusion, die Vertreter der Privatbahnangestellten dafür. Ende 2005 zählte der SEV noch rund 50 000, die GeKo 36 000 Mitglieder. Aus der Fusion wäre demnach eine gut 80 000 Mitglieder starke Einzelgewerkschaft hervorgegangen. Diese wäre nach der rund 200 000 Mitglieder zählenden Unia die zweitgrösste Gewerkschaft geworden. Die Unia war 2005 aus dem Zusammenschluss der GBI, SMUV, VHTL, Unia und Aktions-Unia entstanden.