Im vergangenen Jahr sind laut der Organisation Reporter ohne Grenzen (RoG) mindestens 63 Journalisten und 5 Medienmitarbeiter während oder wegen ihrer Arbeit ums Leben gekommen. «Somit liegt die Zahl der Opfer unter Journalisten um zehn höher als im Vorjahr», schreibt RoG zu dieser Zahl. Übergriffe und Zensur haben ebenfalls deutlich zugenommen, mahnt RoG weiter. Mit mindestens 1006 zensierten oder verbotenen Medien im vergangenen Jahr sei diese Zahl im Vergleich zum Vorjahr um über 60% angestiegen (2004: 622). Drohungen und gewalttätige Übergriffe übertrafen mit 1308 Vorfällen die hohen Zahlen von 2004 (1146). Einen leichten Rückgang dokumentierte die Menschenrechtsorganisation dagegen bei den vorübergehenden Festnahmen (2005: 807, 2004: 907).
Zum dritten Mal in Folge ist der Irak das gefährlichste Land für Journalisten weltweit. Im Jahr 2005 kamen dort 24 Journalisten und 5 Medienmitarbeiter ums Leben. In den meisten Fällen gingen die Angriffe auf das Konto von Terroristen und aufständischen Gruppen. Doch in drei Fällen waren auch US-amerikanische Truppen beteiligt. Auf den Philippinen haben sieben Journalisten ihre kritischen Berichte mit dem Leben bezahlt. Hinter den Übergriffen stehen weniger bewaffnete Gruppen als vielmehr Politiker, Geschäftsleute oder Drogenhändler, die kaum zur Verantwortung gezogen werden. Im Libanon nahmen gewalttätige Übergriffe auf Politiker und Journalisten zu.
Die Zensur ist im vergangenen Jahr weltweit um mehr als 60% angestiegen. Dies ist vor allem auf den verheerenden Zustand der Pressefreiheit in Nepal zurückzuführen, wo mehr als die Hälfte der Fälle verzeichnet wurden. Seit der Verhängung des Ausnahmezustandes im Februar durch König Gyanendra befinden sich die Medien in einer angespannten Lage. Radiostationen wurden verboten, Internetseiten blockiert und Arbeitsmittel beschlagnahmt. In China ist die Lage nach wie vor prekär: Vier Radiosender werden mit Hilfe technischer Ausstattung aus Frankreich blockiert; Redaktionsmitglieder aller Medien erhalten fast täglich eine Liste mit Tabuthemen vom Propagandaministerium.
China (32 inhaftierte Journalisten) und Kuba (24) haben nach wie vor die meisten inhaftierten Journalisten weltweit. Äthiopien ist nach Massenverhaftungen im November mit 17 Journalisten hinter Gittern das grösste Gefängnis für Journalisten in Afrika und hat weltweit Eritrea (13) an dritter Stelle abgelöst. Die Massenverhaftungen in Äthiopien geschahen während Demonstrationen gegen die Wahlergebnisse vom Mai 2005. Weltweit sind derzeit 126 Journalisten und 70 Internet-Dissidenten hinter Gittern. Unter http://www.reporter-ohne-grenzen.de gibts weitere Informationen und Statistiken.
Dienstag
03.01.2006