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Donnerstag
25.01.2018

Medien / Publizistik

«Defizit von 3,1 Millionen budgetiert»

«Defizit von 3,1 Millionen budgetiert»

Die SDA-Geschäftsleitung wird gleich doppelt in die Pflicht genommen: Während die Redaktionskommission Transparenz zur finanziellen Situation der Depeschenagentur fordert, wollen auch Grosskunden wie der Bund eine Garantie, dass die Qualität der SDA-Leistungen nicht unter dem Abbau von knapp einem Viertel der Stellen leidet.

Zu den wichtigsten Vorwürfen hat CEO Markus Schwab am Mittwoch gegenüber dem Klein Report Stellung bezogen.

Die SDA-Redaktionsvertretung sowie die Gewerkschaften beklagen die fehlende Transparenz der Geschäftsleitung. Ein Vorwurf lautet, dass nicht nachvollziehbar sei, ob der geplante Abbau von 36 Vollzeitstellen in dieser Grössenordnung tatsächlich notwendig ist. Können Sie Zahlen nennen, welche den radikalen Abbau rechtfertigen?
Markus Schwab: «Die Geschäftsleitung hat der Redaktionskommission im Rahmen des Möglichen Informationen zum Unternehmen zur Verfügung gestellt. Für 2018 ist ein Defizit von 3,1 Millionen Franken budgetiert. 2017 resultierte ein Defizit von circa 1 Million. Was das Problem verschärft: Beides sind nicht einmalige, sondern strukturelle Defizite.»

Schwab weiter: «Aus diesem Grund muss die SDA ab 2018 ein strukturelles Defizit von total 4,1 Millionen Franken ausgleichen können. Es braucht deshalb entschlossene Massnahmen auf der Kostenseite, die auch nicht aufgeschoben werden können. Die Restrukturierung muss die SDA in jedem Fall durchführen, unabhängig von der (noch zu genehmigenden) Fusion mit Keystone.»

Die SDA verfügt gemäss der Gewerkschaft Syndicom über Gewinnreserven in Höhe von 19 Millionen Franken. Dieses Polster könnte für die Abfederung des Personalabbaus eingesetzt werden, oder nicht?
Schwab: «Ein ständiger Ausgleich über das Eigenkapital, wie es jetzt für 2017 gemacht werden wird, kann nicht die Lösung dieses strukturellen Defizitproblems sein. Ansonsten wäre die SDA in wenigen Jahren Konkurs. Es braucht die strukturellen Massnahmen auf der Kostenseite, sprich Stellenabbau. Die Personalkosten machen 85% der Gesamtkosten der SDA aus.»

Die SDA-Geschäftsleitung habe weiter keine überzeugende Strategie aufgezeigt, wie sie trotz Abbau die bestehenden SDA-Dienstleistungen aufrechterhalten kann. Können Sie ausführen, wie die Qualität der SDA-Leistungen erhalten werden soll?
Schwab: «Dies wird primär über eine geringere Menge der produzierten Meldungen erfolgen. Bei der Qualität werden wir keine Abstriche machen, das ist einer der Pfeiler der SDA. Weiter haben uns Kunden mitgeteilt, dass sie nicht alle Meldungen durch die SDA `eingeschweizert` benötigen. Deshalb werden wir teilweise Meldungen unserer ausländischen Partneragenturen (AFP, DPA) direkt weiterleiten. In Gesprächen mit Kunden werden wir definieren, wie ein angepasstes Leistungspaket für beide Seiten aufgehen kann.»

Der Bund, ein wichtiger Kunde der SDA, erwägte zuletzt im Gespräch mit Radio SRF, die Zahlungen an die SDA zu kürzen, wenn die Qualität der Leistungen abnimmt. Für 2017 zahlte der Bund der SDA 2,75 Millionen Franken. Ist das Risiko einer Kürzung einkalkuliert?
Markus Schwab: «Wir sehen kein `Risiko` einer geringeren Qualität aufgrund der bereits beschriebenen Massnahmen.»

Gibt es eine Garantie, dass nach der Fusion nicht noch weitere Stellen abgebaut werden?
Schwab: «Der Medienmarkt wird weiterhin sehr angespannt bleiben, der Preisdruck hoch. Es wäre vermessen aus heutiger Sicht, noch vor der Fusion mit Keystone eine Aussage zum künftigen Personalbestand zu machen.»

Gemäss «Inside SDA» bezieht CEO Markus Schwab den Lohn eines Bundesrates, also etwa 450 000 Franken pro Jahr. Gibt es auch hier noch Sparpotenzial?
Markus Schwab: «Die Bezüge der Direktion sind nicht öffentlich. Sie werden vom Verwaltungsrat festgelegt und sind marktkonform. In Vorjahren haben Direktion und übrige Mitarbeitende mehrfach geholfen, damals schon bestehende Fehlbeträge der Redaktion auszugleichen.»