Zwei Jahre nach dem Mord an der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja hat ein Moskauer Gericht den Fall am Mittwoch erstmals behandelt. Politkowskaja war vor ihrer Wohnung erschossen worden.
Die Anwältin Karina Moskalenko, welche vor Gericht die Interessen der Ermordeten vertreten sollte, konnte an der Anhörung wegen einer Erkrankung nicht teilnehmen. Indizien weisen darauf hin, dass die Juristin, welche wiederholt vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg auch Familien aus Tschetschenien vertreten hatte, vergiftet worden ist. Im Auto der Anwältin wurde eine verdächtige Substanz gefunden, bei der es sich vermutlich um Quecksilber handelt, wie die Staatsanwaltschaft in Strassburg mitteilte.
An der Verhandlung beantragte die Staatsanwaltschaft eine Verlängerung der Untersuchungshaft für vier Verdächtige im Politkowskaja-Mordfall. Nach der Anhörung legte das Gericht den 17. November als nächsten Verhandlungstermin fest. Die Richter wollen dann auch entscheiden, ob der Mordprozess für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Mehrere Chefredaktoren, Politiker - darunter auch der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow - sowie Nichtregierungsorganisationen forderten dies in einem entsprechenden Appell.
Die wegen ihrer Reportagen aus dem Kriegsgebiet in Tschetschenien bekannte Politkowskaja war am 7. Oktober 2006 im Alter von 48 Jahren erschossen worden. Bereits Mitte 2007 hatte die russische Generalstaatsanwaltschaft die Aufklärung des Mordes verkündet und Tschetschenen sowie «Staatsfeinde im Ausland» als Täter benannt.
Zugleich halten sich bis heute in Russland Gerüchte, dass die Spuren bis in den Kreml führen. Menschenrechtler vermuten, dass eine Aufklärung des Falls nicht im Interesse der russischen Behörden liegt und die Ermittlungen deshalb bewusst verzögert werden.
Mittwoch
15.10.2008