Die stärkste Partei im Prager Stadtrat, die konservative ODS, kritisiert seit Wochen den geplanten Neubau der Nationalbibliothek. Der im März bei einem internationalen Wettbewerb siegreiche Entwurf des britisch-tschechischen Architekten Jan Kaplicky «sehe aus wie Frosch-Schleim» und dürfe «höchstens am Stadtrand» gebaut werden, erklärte ein ODS-Sprecher am Freitag im Prager Radio.
Die Partei werde mit ihrer Ratsmehrheit verhindern, dass das futuristische Gebäude im Stil der «Blob-Architektur» auf einem Hügel nahe der Moldau und dem Prager Burgberg Hradschin verwirklicht werde. Der 1937 in Prag geborene Kaplicky, der 1968 nach Grossbritannien emigriert war, sprach von einer «internationalen Schande», falls die Nationalbibliothek nicht gebaut werden sollte. Die ODS diktiere den Kulturgeschmack wie früher die Kommunisten, lautet sein Kommentar.
Kaplickys Büro Future Systems hatte sich für den 70-Millionen-Euro-Auftrag gegen 355 Konkurrenten durchgesetzt. Der Vorschlag sorgt seit Monaten für hitzige Debatten in Tschechien. Das von Medien wegen seiner Form als «Krake» bezeichnete Gebäude soll auf 48 Metern Höhe rund 240 Quadratmeter Nutzfläche auf fünf Stockwerken beinhalten und Raum bieten für zehn Millionen Bücher sowie bis zu 1200 Besuchern gleichzeitig.
Freitag
12.10.2007