Nachdem letztes Jahr der Gastkanton Zürich für ein attraktives deutschsprachiges Literaturprogramm sorgte, wird dieses Jahr am Buchsalon Genf in der deutschen Sprache wenig geboten. Der deutschsprachige Sektor stellt gerade noch einen Zehntel der Aussteller (80 von ca 900). Knapp 40 Verlage sind am Gemeinschaftsstand des Deutschschweizer Buchhändler- und Verlegerverbands vertreten und etwa gleich viele deutsche und österreichische am Stand des Engros-Buchhändlers Dessauer. Auch gibt es dieses Jahr keinen Gastkanton. Unter dem allgegenwärtigen Spardruck fehlen den Kantonen Mittel für Kultur, wie Messesprecher René Grüninger der sda erklärte. Dafür wurde mit Chile ein literarisch besonders attraktives Gastland geladen. Das südamerikanische Land zeigt seine imposante Produktion und kündigt so prominente Gäste an wie Isabel Allende, Antonio Skarmeta und Raul Ruiz. Mit einer Multimedia-Show wird zudem Chiles Nationaldichter und Nobelpreisträger Pablo Neruda zu seinem 100. Geburtstag gedacht.
Die Sonderausstellung ist traditionell das Flaggschiff des Genfer Buchsalons. Die diesjährige ist Jules Verne gewidmet. Der französische Autor, dessen Todestag sich nächstes Jahr zum 100. Mal jährt, ist der weltweit am häufigsten übersetzte Schriftsteller - noch vor Shakespeare. In Genf werden unter anderen seltene, zu ihrer Zeit Aufsehen erregende Plakate zu seinen Stücken sowie bislang unbekannte Originaldokumente zu sehen sein. Dazu kommen Bücher, Fotografien und Objekte, die zeigen, welchen enormen Einfluss Verne auf Kunst und Stil seiner Epoche hatte.
Erstmals an der Buchmesse stellt sich in einem eigenen Pavillon das frankophone Afrika vor. Am 29. April wird der erste, mit 5000 Franken dotierte Literaturpreis Ahmadou Kourouma verliehen. Ausgezeichnet wird ein historischer, soziologischer oder politischer Essay über den Kontinent.
Mittwoch
21.04.2004