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Sonntag
18.12.2005

Der renommierten Werbeschmiede Springer & Jacoby droht offenbar der Verlust des prestigeträchtigen Mercedes-Benz-Etats. Nicht nur das: Seit Mehrheitseigner Interpublic (51%) Kasse machen will, «ist die Hamburger Reklamemanufaktur Subjekt heisser Übernahmespekulationen», weiss die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» (FAS) zu berichten und nennt als potenzielle Käufer die Berliner Kreativagentur Scholz & Friends und den Springer-&-Jacoby-Spinoff Elephant Seven.

Bei Springer & Jacoby wird laut FAS um das auf 80 Mio. Euro geschätzte Budget des Stuttgarter Edelkarrossenherstellers gekämpft - mit offenbar schlechter werdenden Karten, seit bekannt geworden ist, dass der ehemalige BBDO-Chef Deutschland, Olaf Göttgens, ab Februar die Marketing- und Werbestrategie von Mercedes lenken wird. «Richtig verwickelt wird die Angelegenheit für Springer & Jacoby wegen der Verkaufspläne ihres Haupteigentümers Interpublic. Erstens stellt sich die Frage, ob Mercedes mit jeder möglichen neuen Konstellation einverstanden ist. Zweitens stellt sich die Frage, ob ein Investor kauft, wenn der Mercedes-Etat nicht festgezurrt ist. Ein Dilemma, aus dem es kaum ein Entrinnen gibt», analysiert die FAS die Situation der Hamburger Kreativen, die allerdings die Kündigung aus Stuttgart nach 16 Jahren erfolgreicher Werbetätigkeit für den Autobauer noch nicht bekommen haben. Doch wird Göttgens ins der Zeitung mit dem Worten zitiert, wonach es grundsätzlich keine Garantie für Kundenbeziehungen gebe.

Als heissester Kandidat für die Übernahme von Springer & Jacoby wird zwar die Agentur Elephant Seven gehandelt, die von den Hamburgern bevorzugt wird, weil sie die Eigenständigkeit der Kreativen sichern würde. Andererseits hat Interpublic sich laut FAS für Scholz & Friends ausgesprochen, und auch Mercedes zeige sich «dieser Lösung gegenüber aufgeschlossen». Die Berliner Kreativen unter Sebstian Turners und Thomas Heilmanns Leitung haben Interesse signalisiert, «vorausgesetzt», so die Zeitung weiter, «die Zahlen stimmen und die wichtigsten Etats sind gesichert». Der Mercedes-Etat, so die FAS, würde wie die Faust aufs Auge zu den Berlinern passen, denn Scholz & Friends betreue bereits einige Etats aus dem Daimler-Chrysler-Konzern.