Das deutsche Bundeskartellamt hat der Deutschen Fussball Liga (DFL) ein zentrales Vermarktungskonzept verboten, durch das die Fussballspiele erst ab 22 Uhr zu sehen gewesen wären. Die Höhepunkte der Spiele müssen vor 20 Uhr gezeigt werden, sagte Kartellamtspräsident Bernd Heitzer am Donnerstag. Fussballfans können also auch über die kommende Saison hinaus kurz nach dem Abpfiff Zusammenfassungen der Bundesliga-Samstagsspiele im frei empfangbaren Fernsehen sehen.
Die Deutsche Fussball Liga wollte mit dem neuen Vermarktungsmodell das Pay-TV stärken und damit den Bundesligisten grössere Einnahmen ermöglichen. Im Vorfeld war von der Dachorganisation der Bundesligisten der Eindruck erweckt worden, mit einer solchen Entscheidung würde ein Milliarden-Deal mit Leo Kirch platzen. Der hatte der Liga nämlich für eine lukrativere Vermarktungsmöglichkeit der Bundesligarechte über seine Tochterfirma Sirius 3 Milliarden Euro für die Jahre 2009 bis 2015 garantiert.
Kartellamtspräsident Heitzer sagte, nüchtern betrachtet handle es sich bei einer Zentralvermarktung um eine Kartellvereinbarung. Eine solche Bildung eines Kartells sei in Ausnahmefällen zulässig. Dann müssten aber auch wie in der Vergangenheit üblich die Konsumenten angemessen beteiligt werden. «Mit dem neuen Vorschlag der DFL hätten sich die Rahmenbedingungen deutlich zulasten der Verbraucher verschlechtert», sagte er. Eine zeitnahe Berichterstattung über die Höhepunkte wäre zugunsten höherer Einnahmen aus dem Pay-TV geopfert worden.
Ein Mann (Bernd Heitzer), drei Worte: Zentralvermarktung gleich Kartellvereinbarung. Da freut sich der Klein Report: Deutliche Worte denen der Mann auch Taten folgen lässt. Den Markt spielen lassen, nicht nur den Ball. Das sehen die Fussballfunktionäre natürlich komplett anders und wettern im Chor drauflos: «Das ist ein Schlag ins Kontor für den deutschen Profifussball. Ich weiss nicht, ob die Herren wissen, wie der Fussball tickt und welche negativen Folgen das haben wird», so Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge in einer ersten Reaktion. Und Reinhard Rauball, Liga-Präsident: «Diese Position ist unverständlich und könnte den deutschen Profi-Fussball um Jahre zurückwerfen.»
Donnerstag
24.07.2008