Es ist mehr als ein kurzfristiger Fluchtversuch. Fünf Medienprofis feiern mit einem Radsportmagazin bemerkenswerte Erfolge. Und mit dem Start zur Tour de Suisse beginnt der Spass erst richtig.
Das «Gruppetto» ist eine radsportspezifische Besonderheit –und eines der letzten sozial-romantischen Auffangbecken in der radikalen Welt des Spitzensports. In einem Mehretappenrennen im Radsport vereinen sich darin die abgehängten, entkräfteten und verlorenen Fahrer, die mit Solidarität und Teamgeist das Einhalten des Kontrollschlusses als letztes Ziel verfolgen.
«Gruppetto» nennt sich ausserdem ein aussergewöhnliches wie überzeugendes Medienprojekt in der darbenden Schweizer Printbranche – ein liebevoll gestaltetes und professionell verfasstes Magazin, das sich dem Radsport in all seinen Formen und Facetten widmet; und das sich in den vergangenen zwei Jahren einen festen Platz in der Schweizer Medienlandschaft erkämpft hat.
Hinter dem Projekt stehen fünf Profis der Szene: die Journalisten Corsin Zander («Tages-Anzeiger») und Pascal Ritter (CH Media), die Art Directors Kathrin Hefel und Tim Brühlmann sowie Projekt-Manager Laurent Aeberli, der sich um den digitalen Auftritt kümmert.
Entstanden ist die Idee an einem Ausflug von Ritter und Zander an die Tour de France 2021 – auf der Etappe hoch zum Le Grand-Bornard, als Tadaj Pogacar in einer heroischen Flucht das Gelbe Trikot an sich riss. Es sollte zum Sinnbild für die «Gruppetto»-Macher(innen) werden.
Konkret wurde das Projekt aber erst rund zwei Jahre später – notabene in einer Zeit, in der niemand mehr nur einen Rappen auf ein Printprodukt gewettet hätte. Doch die «Gruppetto»-Crew spürte von Beginn an Rückenwind. Mit einem Crowd-funding legte sie die Basis, bei Swiss Cycling und bei der Tour de Suisse rannte sie offene Türen ein. Der Zuspruch der Radsportszene war Motivation und Überlebensgarantie. Mit über 2’000 Abonnentinnen und Abonnenten erhielt das Magazin eine Basis, die es im freien Markt zu einer festen Grösse macht. Dank deren Treue ist das Überleben des Magazins auch mittelfristig gesichert.
Wenn heute die Tour de Suisse (mit dem Rennen der Frauen) beginnt, fungiert das «Gruppetto» als offizielles Tourmagazin. Eine grössere Wertschätzung ist auf den Schweizer Landstrassen fast nicht möglich. So gehören Zander & Co. schon jetzt zu den Siegern der Landesrundfahrt. Sie haben bewiesen, dass man mit Kampfgeist, Zusammenhalt und Durchhaltewillen auch etwas eigentlich Aussichtsloses erreichen kann – wie in einem Radrennen mitten in schwindelerregend hohen Alpenpässen, wenn die Verpflegung knapp wird, aber das Zusammenspiel im «Gruppetto» alle Widerstände überwindet.